Sesams "dreiste Behauptung"
Leserbrief heute in der baz in Reaktion auf die Berichterstattung der Zeitung über die Medienkonferenz von Sesam am Dienstag:
«Wir wissen wenig über die Ursachen psychischer Gesundheit und Krankheit bei Kindern.» Diese, wie mir scheint, dreiste Behauptung des Psychotherapie-Professors Margraf bildet den Anlass für die Forschungs-Lawine, die in den nächsten 20 Jahren über 3000 Familien hereinbrechen wird. Dabei können wir uns glücklich schätzen, im Besitz des Vermächtnisses von Sigmund Freud und der nachfolgenden Generation von (Kinder)-Analytikerinnen und Analytikern zu sein (A. Freud, M. Klein, D.W. Winnicott und neuere Säuglingsbeobachtungen von D. Stern bis hin zu den Studien zur Triangulation von D. Bürgin et al. an der hiesigen Universität). Alle haben sie sich wissenschaftlich mit der psychischen Entwicklung des Menschen und mit Fragen zu Krankheit und Gesundheit auseinander gesetzt. Dieses über Jahrzehnte gewachsene Wissen bildet den theoretischen Fundus, aus dem im therapeutischen Alltag, sei es bei Kindern oder Erwachsenen, auch heute noch geschöpft wird. Wohlweislich haben bisherige Forschungsansätze, sofern sie sich auf die Psyche eingelassen haben, von der Erfassung biologischer Messdaten abgesehen. Die offensichtliche Überfrachtung der Studie mit physiologischen Parametern wird nichts als Forschungsgelder für die nächsten Jahrzehnte absorbieren, und die Tür zu «sesam» wird sich definitiv verschliessen.
Dr. med. Mark Fellmann, Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie, Basel
«Wir wissen wenig über die Ursachen psychischer Gesundheit und Krankheit bei Kindern.» Diese, wie mir scheint, dreiste Behauptung des Psychotherapie-Professors Margraf bildet den Anlass für die Forschungs-Lawine, die in den nächsten 20 Jahren über 3000 Familien hereinbrechen wird. Dabei können wir uns glücklich schätzen, im Besitz des Vermächtnisses von Sigmund Freud und der nachfolgenden Generation von (Kinder)-Analytikerinnen und Analytikern zu sein (A. Freud, M. Klein, D.W. Winnicott und neuere Säuglingsbeobachtungen von D. Stern bis hin zu den Studien zur Triangulation von D. Bürgin et al. an der hiesigen Universität). Alle haben sie sich wissenschaftlich mit der psychischen Entwicklung des Menschen und mit Fragen zu Krankheit und Gesundheit auseinander gesetzt. Dieses über Jahrzehnte gewachsene Wissen bildet den theoretischen Fundus, aus dem im therapeutischen Alltag, sei es bei Kindern oder Erwachsenen, auch heute noch geschöpft wird. Wohlweislich haben bisherige Forschungsansätze, sofern sie sich auf die Psyche eingelassen haben, von der Erfassung biologischer Messdaten abgesehen. Die offensichtliche Überfrachtung der Studie mit physiologischen Parametern wird nichts als Forschungsgelder für die nächsten Jahrzehnte absorbieren, und die Tür zu «sesam» wird sich definitiv verschliessen.
Dr. med. Mark Fellmann, Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie, Basel
patpatpat - 24. Feb, 09:15