"Lehren" des Schweizerischen Nationalfonds aus Sesam
Der SNF teilte am 3. Juli mit:
Der Schweizerischen Nationalfonds (SNF) hat im Rahmen seines nun verabschiedeten Berichts „Lesson learned“ (.pdf) die Lehren aus dem im Januar erfolgten Abbruch des Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) SESAM gezogen. Er formuliert darin die aus den gemachten Erfahrungen gezogenen Schlüsse und Erkenntnisse für vergleichbare künftige Grossprojekte. Insbesondere an die vorangehenden Machbarkeitsstudien will der SNF noch umfassendere Anforderungen stellen.Als Ursachen für das Scheitern nennt die Medienmitteilung:
1. zu optimistische Annahmen bezüglich der Teilnahme von werdenden Müttern an der KernstudiePunkt 1 geht auf die Kappe der Sesam-Leitung und der Expertengremien im und um den SNF. Gegen den im zweiten Punkt formulierten Vorwurf, die Ethikkommission sei mitschuld, verwahrte sich deren Präsident Hans Kummer mit einer ausführlichen Begründung bereits im Januar in der NZZ. Und dass Punkt 3 als offizieller Grund für das Scheitern genannt wird, verweist implizit auf die in 3.6 von "Lesson learned" artikulierte Kritik an den Verantwortlichen in SNF und Sesam:
2. Unklarheiten bei rechtlichen Zuständigkeiten sowie aufwändiges Ethikverfahren in Basel und anderen Kantonen
3. anhaltende öffentliche Kritik am NFS, insbesondere durch Interessengruppen
(...) Wichtig erscheint aber,dass der Umgang mit öffentlicher Kritik "Chefsache" ist, d.h. vom SNF ohne Verzug auf verantwortlicher Ebene ernst genommen werden muss, sobald sie auftaucht. Der SNF hat eine wichtige Funktion als Verteidiger von seriöser wissenschaftlicher Forschung wahrzunehmen, die er auch angemessen kommunizieren muss. Um zeit- und sachgerecht reagieren zu können, braucht er die dazu nötige Kommunikationskompetenz und ein angemessenes Monitoring, besonders im Fall der Orientierten Forschung. (...)Es wird also im Bericht zwar zugegeben, dass die Unfähigkeit der Verantwortlichen, mit öffentlich artikulierter Skepsis gegenüber Sesam umzugehen, Mitschuld trägt an dessen Scheitern. Aber trotzdem schiebt das Communiqué zu "Lesson learned" jenen, die ihre Skepsis artikulierten, die Schuld in die Schuhe. Sachlich richtig wäre, unter 3. zu schreiben: "fehlende Kommunikationskompetenz und mangelndes Monitoring bei SNF und Sesam". Dann wären aber am Ende SNF und Sesam ganz allein am Debakel schuld, denn das Argument der Verzögerung durch die Ethikkommission(en) (Punkt 2) darf wohl als Scheinargument bezeichnet werden (siehe Hans Kummers Argumentarium). Inhaltlich äussert sich der SNF übrigens mit keiner Silbe zur "anhaltenden Kritik".
sesaminput - 8. Jul, 11:20