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Aargauer Zeitung: "Margraf...
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sesaminput - 9. Jul, 08:26

Hinweis

-+-+-+-+-+-+-+-

Medienbeobachtung

Dienstag, 4. Juli 2006

Pfarrblatt über Sesam

Das Pfarrblatt der römisch-katholischen Pfarreien der Nordwestschweiz schreibt am 2. Juli 2006 über Sesam:

Sesam: Menschliche Entwicklung und seelische Gesundheit verstehen
Autorin: Esther R. Suter

Geht es um orientalische Samen? Oder um ein Zauberwort als Türöffner zu einem unermesslichen Schatz? SESAM steht neuerdings für ein Forschungsprojekt: «Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health» oder in der Selbstdarstellung: SESAM heisst der neue Nationale Forschungsschwerpunkt (NFS) zu seelischer Gesundheit. Zu Sesam ist die öffentliche Auseinandersetzung mit Leserbriefen, Interviews und Veranstaltungen bereits angelaufen. Auf diese Weise wird eine öffentliche Meinungsbildung möglich.


Anlässlich eines Podiums im Forum für Zeitfragen begründete Prof. Alexander Grob das Sesam-Projekt mit Prognosen der WHO, die darauf hinweisen, dass im Jahr 2020 Depression als weltweite Erkrankung an zweiter Stelle stehen wird. Prof. Jürgen Margraf, als Leiter des Sesam-Projekts, geht von der Annahme aus, dass psychische Erkrankungen vor allem in Form von Angststörungen zunehmen werden. Dazu ein paar Beispiele: Angst vor Gewalt und Terroranschlägen; vor Naturkatastrophen, Seuchen wie Sars und Aids; Arbeitslosigkeit; soziale Verbundenheit bzw. deren Veränderung. «Eine Form von Angst, die sie als Psychologen in eigener Forschung angehen werden, betrifft die Kontrollierbarkeit, d.h. das Gefühl, sein Leben unter Kontrolle zu haben in all diesen Belastungen». Dieses Gefühl komme, so Margraf (in einem Interview in Gesundheit-SprechStunde 7.4.06) zunehmend abhanden. «Die Globalisierung führt dazu, dass bei uns Arbeitsplätze verschwinden und nach Indien oder China verlegt werden. Was kann der Einzelne dagegen tun? … Natürlich nichts. Egal, welche politische Partei ich wähle, ich kann nicht wirklich etwas dagegen tun – und das macht Angst.» Und für Margraf folgt daraus, dass «Menschen, die das Gefühl haben, ihr Leben nicht kontrollieren zu können», viel eher an einer Angststörung erkranken. Wird diese lange nicht behandelt, kommen Depressionen und körperliche Leiden dazu.
Das Sesam-Projekt sieht vor, im Laufe von gut zwanzig Jahren 3000 individuelle Entwicklungsverläufe von Kindern zu beobachten.
Die Studie beginnt vorgeburtlich und dauert bis ins junge Erwachsenenalter. Einbezogen werden sowohl Eltern als auch Grosseltern. Es ist vorgesehen, Gendaten zu berücksichtigen, um besser ermitteln zu können, ob eine psychische Erkrankung angeboren oder erworben ist. Das Projekt soll im Frühjahr 2007 beginnen.
Als Erstes fällt einer Theologin, einem Theologen auf, dass dieses interdisziplinäre Projekt zwar die Geisteswissenschaften einschliesst, jedoch darunter keine TheologInnen vertreten sind. Was hätten sie zu sagen? Z.B., wie es der Assistent der Theologischen Fakultät, Andreas Heit, einbrachte: Ist es erlaubt, an unmündigen Personen bzw. Kindern Forschung zu betreiben, die dazu kein Einverständnis geben und nicht mitreden können? Denn das Verständnis von Menschenwürde schliesst ein, dass Menschen nicht als Mittel für etwas gebraucht werden dürfen, sondern der Zweck selbst sind. Welches Menschenbild wird so durch das Projekt nach aussen vermittelt? Was ist die Leistung von Statistiken und welche Daten und Werte können sie nicht erfassen? Was nehmen sie nicht wahr? Wo endet ihr Gültigkeitsbereich?
Für manche ist es eine Herausforderung, in Zeiten der Resignation («ich kann nicht wirklich etwas dagegen tun») erst recht die eigenen vitalen Reserven anzugehen, kreative Lösungen zu suchen, sich mit anderen Gleichgesinnten zu finden. Die Aussage «Ich kann nicht wirklich etwas tun» kann auch religiös gehört und gedeutet werden. Dann erhält sie einen anderen Akzent. Das Gefühl von Ohnmacht ist nicht die letzte Antwort und muss nicht zur Lähmung führen.
Wie steht es um Lebenskrisen, die zum Leben gehören und zu einem Reifungsprozess führen? Wie wird psychische Erkrankung verstanden? Seelische Erkrankungen werden heute besser akzeptiert. Prof. Theodor Cahn, Chefarzt der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Liestal, meinte in einem Interview mit der Basler Zeitung, dass Depression auch als Reaktionsmöglichkeit aller Menschen betrachtet werden kann … mit verschiedenen Ursachen und Auswirkungen … «Depressivität gehört sozusagen zur menschlichen Ausrüstung». Ebenso gehört auch Angst dazu, sie zu erkennen und mit ihr umzugehen lernen, wäre eine der Fähigkeiten, die sowohl Familie wie Gesellschaft vermitteln könn(t)en. Es geht dabei um seelische Qualitäten, die vielleicht in einer Statistik nicht aufscheinen, nicht erfasst werden oder vielleicht gar nicht als Wert erkannt werden? Angst hat auch eine Warnfunktion. Wenn wirklich die Angststörungen zunehmen werden, können sie in ihrer Warnfunktion erfasst werden? Vielleicht verweisen sie auf eine weltweite Problematik, der wir uns stellen sollten? Eine religiöse Sichtweise wird als mögliche Antwort den Wert «Vertrauen ins Leben» neu angehen und zu leben versuchen. Dies lässt sich weder verordnen noch einfach vornehmen, es geht dabei um eine Tiefendimension, die wir zulassen können und damit unser Bild und Verständnis von Menschsein bereichern.

Donnerstag, 1. Juni 2006

Aargauer Zeitung: "Ethik-Gremien unter Beschuss"

Die Aargauer Zeitung referiert heute die Kritik an den KritikerInnen. Die Wissenschaftsseite, auf der der Artikel erscheint, ist offenbar gesponsert. Da steht:
Die Seite Wissen wird von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW unterstützt.
Der Autor Felix Straumann schreibt laut seiner Webseite sowohl journalistisch für verschiedene Publikumsmedien, als auch - im Auftragsverhältnis - PR-Texte für Hochschul- und Forschungsinstitutionen. Ist es zulässig, zu vermuten, dass damit die Ausrichtung seines Artikels teilweise zu erklären ist? Voilà:

Ethikkommissionen: Sie überprüfen, ob ethische Standards in Forschung und Medizin eingehalten werden. In jüngster Zeit geraten sie dabei vermehrt in die Kritik.

Sie heissen NEK, EKAH oder EKBB und haben teilweise sehr unterschiedliche Aufträge. Dennoch ist den zahlreichen Schweizer Ethikkommissionen eines gemein: Sie achten darauf, dass ethische Standards eingehalten werden; sei es bei heiklen Forschungsprojekten, umstrittenen medizinischen Praktiken oder in der Gentechnologie. Eine schwierige Aufgabe, deren Umsetzung in letzter Zeit vermehrt auf Kritik gestossen ist. Jüngstes Beispiel ist die Empfehlung der Nationalen Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) von vergangener Woche: Die Forschung an grossen Menschenaffen wie Gorillas oder Schimpansen soll vollständig verboten werden. Zudem mahnt die EKAH die kantonalen Ethikkommissionen zu grösster Zurückhaltung bei der Zulassung von Gesuchen für Experimente mit Affen.

Empfehlungen, die beim Tierschutzbeauftragten von ETH und Universität Zürich auf Unverständnis stossen: «Die ganze Bewertung muss in Zweifel gezogen werden.» In der Schweiz experimentiere zurzeit niemand mit grossen Menschenaffen. Abgesehen davon könne er sich auch Projekte vorstellen, die den uns nah verwandten Tieren nützen könnten, so Sigg. Als Beispiel nennt er Impfexperimente gegen das tödliche Ebola-Virus, das in Afrika die Gorillas auszurotten droht. Die geforderte Zurückhaltung bei der Bewilligung sei zudem bereits heute Alltag. Das den Empfehlungen der Ethikkommission zugrundeliegende Experiment, bei dem an der ETH mit Krallenäffchen Depressionsforschung betrieben wurde, hätten die Kommissionsmitglieder ausserdem «nicht richtig verstanden», sagt Sigg.

Doch die EKAH ist nicht die einzige Ethikkommission, die in der Kritik steht. Kopfschütteln löst vielerorts auch ein Mitglied der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK) aus. So kritisierte jüngst das Kommissionsmitglied Carola Meier-Seethaler in den Medien den vom Nationalfonds und Bundesrat bewilligten Nationalen Forschungsschwerpunkt «Sesam». Das umstrittene Grossprojekt «Sesam» will in verschiedenen Teilprojekten insgesamt 3000 Kinder von der 12. Schwangerschaftswoche an bis zum 20. Lebensjahr systematisch untersuchen und so Risikofaktoren für eine spätere Depression aufdecken.

Die renommierte Psychoanalytikerin Meier-Seethaler attestiert den Beteiligten fehlenden «demokratischem Anstand», weil nicht abgewartet wurde, bis sich die Ethikkommissionen ein Urteil hätten bilden können. Der Haken dabei: «Sesam» befindet sich erst in einer Planungsphase, in der die Einzelprojekte noch ausgearbeitet werden. Erst diese Einzelprojekte können dann die kantonalen Ethikkommissionen prüfen und gegebenenfalls genehmigen oder ablehnen. Das Geld für die Teilprojekte wird vom Nationalfonds bis zu einem positiven Entscheid zurückbehalten.

Meier-Seethaler kannte offenbar weder das Projekt noch die Abläufe bei der ethischen Prüfung ausreichend. Genau gleich der Präsident der EKAH, Klaus Peter Rippe: Der Ethiker und Geschäftsführer einer Beratungsfirma liess sich jüngst in einem Interview mit der «Wochenzeitung» für eine Stimmungsmache gegen das Projekt «Sesam» einspannen. Unter anderem diffamierte er darin die international angesehenen «Sesam»-Forscher: «Was fehlt, ist Klugheit. Man müsste diesen Leuten zeigen, wie komplex die Welt ist, bevor man sie mit ihrem Optimismus auf die Welt loslässt.»

Hermann Amstad, stellvertretender Generalsekretär der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, kann sich nur wundern über den EKAH-Präsidenten: «Die Aussagen von Herrn Rippe waren ziemlich undifferenziert; vom Präsidenten eines solchen Gremiums hätte ich dies nicht erwartet.» Auf «Sesam» selber lastet inzwischen der Druck so stark, dass man sich dort nicht zum fragwürdigen Verhalten der einzelnen Ethikkommissionsmitglieder äussern will: «Das sind Leute, die uns begutachten», sagt Barbara Glättli-Dolanc, Medienbeauftrage von «Sesam».

Einer völlig andersartigen Kritik sind die vielen kantonalen Ethikkommissionen ausgesetzt. Diese Gremien sind zuständig für die Prüfung der ethischen und wissenschaftlichen Qualität von Forschungsprojekten an Menschen. Im Parlament stellt der Basler SVP-Nationalrat und Chirurg Jean Henri Dunant die Zweckmässigkeit dieser Ethik-Gremien in einer noch hängigen Motion infrage [Anm. v. Sesam Watch: Das ist sachlich falsch. Die Motion wurde von National- und Ständerat angenommen und ist damit erledigt, also nicht mehr hängig.]. Es sei zu befürchten, dass sich diese «gegenseitig in unsinniger Weise konkurrenzieren». Vor allem so genannte Multizenterstudien, die an verschiedenen Kliniken durchgeführt werden, müssten in jedem Kanton neu beantragt würden, was zu grossen Verspätungen führe, beklagt Mitunterzeichner FDP-Nationalrat Felix Gutzwiller. Gefordert sei deshalb eine gesamtschweizerische Koordination oder eine Konzentration der verschiedenen Kommissionen.

Amstad von der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften hält den parlamentarischen Vorstoss allerdings für überflüssig: Das Humanforschungsgesetz, das sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet, sieht bereits eine Verbesserung der Situation vor. Zudem habe sich in den vergangenen vier bis fünf Jahren viel verändert und eine Konzentration der kantonalen Ethikkommissionen stattgefunden. Multizenterstudien können schon heute vereinfacht zugelassen werden.
Über 200 Kommissionen

Die Schweiz zählt über zweihundert Ethikkommissionen mit unterschiedlichen Aufgaben, Tendenz steigend. Auf nationaler Ebene existieren zwei Gremien, deren Auftrag es ist, Politik und Gesellschaft bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die Nationale Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK) befasst sich mit Fragen, die den Menschen direkt betreffen, zum Beispiel der Präimplantationsdiagnostik (PID) oder der Stammzellforschung. Die Nationale Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) befasst sich vor allem mit gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln. Auf kantonaler Ebene existieren 14 Ethikkommissionen sowie etwa gleich viele Unterkommissionen in Genf und Zürich. Sie bewilligen Forschungsprojekte an Menschen aufgrund der ethischen und wissenschaftlichen Qualität. Im Kanton Aargau beispielsweise besteht die Kommission aus 20 Mitgliedern, die die an jährlich zehn Sitzungen eingegangenen Gesuche beurteilen. Der Kanton Solothurn hat keine eigene Ethikkommission und anerkennt die Voten des Aargauer Gremiums. Die grösste Zahl der Ethikkommissionen befindet sich an den Spitälern. Diese sollen heikle Entscheide bei der konkreten Behandlung einzelner Patienten fällen. (fes)

Sonntag, 28. Mai 2006

Rehmann Sutter über HFG: "zu wenig differenziert"

Gefunden bei news.search.ch:
Forschung nicht gleich Therapie
Die nationale Ethikkommission hat das Gesetz über die Forschung am Menschen als zu wenig differenziert bezeichnet. Dies sagte Präsident Christoph Rehmann Sutter in der "Samstagsrundschau" von Schweizer Radio DRS (Direktlink zum Interview als MP3). Das Gesetz sei zu allgemein formuliert und beinhalte "Gummibegriffe". Ausserdem würde in dem Gesetz Forschung mit Therapie verwechselt, sagte Rehmann-Sutter weiter. Der Bundesrat hatte Anfang Februar eine neue Verfassungsbestimmung und ein neues Gesetz über die Forschung am Menschen in die Vernehmlassung geschickt. Primäres Ziel ist der Schutz der Würde und Persönlichkeit des Menschen.

Rehmann Sutter äussert sich unter anderem auch - skeptisch - über über sesam. Hier der Ausschnitt (8 Min., sesam ist Thema nach etwa 4 Minuten): Ausschnitt von Samstagsrundschau vom 27.5.06

Nicht-autorisiertes Transkript des 8minütigen Ausschnitts:

Patrick Wülser: Bleiben wir bei uns und schauen wir, was wir für Kompromisse eingehen [nimmt Bezug auf Aussagen vorher]. Aktuell wär da das Gesetz über die Forschung am Menschen. Als konkretes Beispiel: In diesem Gesetz wird vorgeschlagen, dass erlaubt sein soll, Forschungsexperimente zu machen mit Leuten, die unmündig sind. Zum Beispiel mit Dementen oder geistig Behinderten. Was sind da die ethischen Überlegungen, dass man dem zustimmt? Oder dass ihre Kommission dem zustimmt?

Christoph Rehmann-Sutter: Wir sind da kritisch! Wir finden, dass das in dieser Allgemeinheit nicht zugelassen werden kann. Dass es nicht zugelassen werden soll, dass man Experimente mit nicht entscheidungsfähigen, also Unmündigen, machen darf. Im Gesetz ist nur gesagt, dass es ein Experiment sein muss, das dem Betroffenen etwas nützt.

Patrick Wülser: Dann soll's erlaubt sein?

Christoph Rehmann-Sutter: Dann soll's erlaubt sein, ja. Das scheint uns eine Verwechslung zwischen Therapie und Forschung. Das kann ja sein, sagen wir mal, es geht ganz konkret um z.B. Krebstherapien in Kliniken. Wenn die angeboten werden, dann ist das meist innerhalb einer Studie. Man begleitet die, man kontrolliert. Man verändert leicht die Dosierung oder die Kombination verschiedener Medikamente zu einem Therapieplan, die Intervalle, in denen man die Medikamente gibt, die variiert man und schaut, kommt's besser raus, wenn man's kürzer macht oder wenn man's länger macht.
Wahrscheinlich war das im Hintergrund, dass man gesagt hat, wenn es dem Betroffenen etwas nützt, also therapeutisch etwas bringt, dann darf's eigentlich keine Rolle spielen, ob es eine Forschung ist oder nicht.

Patrick Wülser: Aber Sie sind mir jetzt da leicht ausgewichen. Das leuchtet ja wahrscheinlich allen ein, die zuhören. Aber ich als Krebspatient bin ja in den meisten Fällen ansprechbar und kann selber entscheiden...

Christoph Rehmann-Sutter: Eben!

Patrick Wülser: ... ja, ich will das Risiko eingehen. Aber der heikle Punkt ist ja bei diesem Gesetz, dass man es vielleicht mit urteilsunfähigen Menschen auch machen würde.

Christoph Rehmann-Sutter: Genau. Ich wollte sagen, wir sind da kritisch dazu! Es ist für uns eine Verwechslung passiert zwischen dem therapeutischen Ziel und dem Forschungsziel. Das Forschungsziel hat nämlich, auch dann, wenn es ein therapeutisches Ziel dabei hat, dann ist es als solches nicht auf das Wohl des Individuums ausgerichtet.

Patrick Wülser: Also da seid ihr klar dagegen?

Christoph Rehmann-Sutter: Da sind wir dagegen, das so allgemein zu formulieren. Wir können uns vorstellen, dass es bei kleinen Kindern möglich sein muss. Weil man sonst gar keine Erkenntnisse gewinnen könnte über Therapien bei Kleinkindern. Weil kleine Kinder, die wollen nicht ins Spital. Und wenn man eine Therapie machen muss, begleitet von einer kontrollierten Studie, dann muss man mit dem Kind ins Spital. Und wenn es heissen würde [im Gesetz], dass alle Anzeichen von Ablehnung - also auch nicht ins Spital gehen wollen - es unmöglich machen würden, das Kind in die Studie einzubeziehen, dann würde man wohl dem Kind nichts Gutes tun.

Patrick Wülser: Das ist ja auch im Gesetz: Wenn Behinderte oder urteilsunfähige Leute Anzeichen von sich geben, dass sie wirklich nicht mitmachen wollen, dann muss das Experiment abgebrochen werden. Behindertenorganisationen sagen da, das sei ganz, ganz heikel: Wer beurteilt dann, was ist ein Zeichen von Ablehnung? Wann bricht man so etwas ab? Ich denke, da ist man in einem ethisch ganz heiklen Bereich.

Christoph Rehmann-Sutter: Das ist wahrscheinlich in der Realität ein Gummibegriff. Gerade beim Beispiel: Ist die Ablehnung, ins Spital zu gehen, eine Ablehnung des Forschungsprojektes? Oder heisst es einfach: Ich will nicht ins Spital! Oder muss es eine Ablehnung sein: Ich will keine Spritzen bekommen! Oder muss es eine Ablehnung sein: Ich will nicht mit diesem Doktor zusammenarbeiten, weil das ist ein Forscher! Da gibt es unterschiedliche Grade und das Problem sehe ich voll. Das ist sehr schwierig in der Praxis. Da ist das Gesetz, denke ich, im Moment noch nicht genügen differenziert.

Patrick Wülser: Spannend ist ja auch: Während wir hier gerade theoretisch diskutieren über dieses Gesetz, über Experimente an urteilsunfähigen Menschen - darüber wird noch diskutiert, ethisch und politisch im Parlament - da ist genau ein solches Experiment am Anlaufen - ich glaube im Oktober - in Basel, bei dem man 3'000 Embryonen, 3'000 Menschen will man quasi vom Embryonalstadium bis ins Erwachsenenstadium begleiten. Im Embryonalstadium will man die Herztöne abhorchen und die Bewegungen beobachten. Und das wird dann weitergehen. Also: Man macht das ja eigentlich bereits! Und die kann man ja nicht fragen, ob sie das wollen oder nicht, sondern die werden das einfach dann mal vernehmen, wenn sie erwachsen sind!

Christoph Rehmann-Sutter: Aber das ist genau das Problem da dran! Die Studie, sie sprechen die Sesam-Studie an, die muss jetzt erst noch einzelstudienmässig durch die Ethikkommission beurteilt werden. Und es ist noch überhaupt nicht klar, wie das dann tatsächlich bewilligt werden wird. Es ist im Moment noch keine Einzelstudie bewilligt. Es darf also noch nichts getan werden mit Familien oder mit Kindern!

Patrick Wülser: Darf ich schliessen aus Ihrem Gesichtsausdruck, da haben Sie Vorbehalte bei diesem grossen Sesam-Projekt, dass man bereits an Embryonen, an Menschen forscht, die noch nicht mal auf der Welt stehen und also gar nichts zu sagen haben, ob sie wollen oder nicht.

Christoph Rehmann-Sutter: Also da muss man sicher erst mal von einer kritischen Ausgangsposition aus starten. Es kann sein, dass man dann sieht, dass das etwas ist, was diese Familien gar nicht stört.

Patrick Wülser: Aber es geht da ja nicht um die Familien, sondern der Betroffene, der ist da im Mutterbauch!

Christoph Rehmann-Sutter: Es kann sein, dass dieser Betroffene im Mutterbauch gar nicht negativ betroffen ist. Dann muss man es vielleicht anders anschauen. Wenn er aber möglicherweise negativ betroffen ist durch eine Prognose, die daraus resultiert, oder durch die Erwartung, "Ich bin da in der Studie, da geht's um psychische Gesundheit und psychische Krankheit. Bin ich vielleicht auch so einer, der vielleicht auch eine psychische Krankheit bekommt?", also wenn diese Botschaft rüberkommt bei den Kindern, dann kann das ein Problem sein, weil das eine Art "selffullfilling prophecy" generieren kann. Diese Fragen muss man da ganz genau anschauen.

Patrick Wülser: Also kann man sagen, das Heikle sind Dinge, bei denen man den Betroffenen nicht fragen kann. Entweder er ist urteilsunfähig oder er ist noch gar nicht auf der Welt oder er liegt im Koma. In dem Gesetz gibt es auch Vorschläge, dass in der Notfallmedizin, wenn ich eingeliefert werde und nicht ansprechbar bin, dass man eventuell da auch ein Experiment machen darf. Die Antwort ist immer: Wenn's allen dient, wenn's ein Mehrwert gibt für die ganze Gesellschaft, dann könnte es erlaubt sein. Ist diese Rechnung zulässig so?

Christoph Rehmann-Sutter: Ich würd's sogar noch etwas kritischer sagen: Auch dort, wo die Betroffenen gefragt werden können, ist nicht sicher, dass es zulässig ist! Oder dass es gut ist, das zu tun. Es gab ja dieses Experiment in London, Northwick Hospital, mit dem Wirkstoff TGN 1412 bei dem 8 Versuchspersonen, die freiwillig mitgemacht haben, die die Information gelesen hatten, und zugestimmt hatten, dass sie mitmachen wollten als Freiwillige. Die hatten ganz schlimme Gesundheitsbeeinträchtigungen. Sie sind fast gestorben. Sie mussten intensiv behandelt werden.
Der Fall zeigt mir, dass man mit der informierten Zustimmung ein Experiment nicht legitimieren kann. Es braucht eine zusätzliche Ebene, die prüfen muss: Ist das gefährlich? Die Versuchsperson selber kann das je nach dem gar nicht beurteilen. Da braucht man manchmal sehr spezialisiertes Wissen. Jetzt in dem Fall muss man Immunologe sein, um überhaupt zu merken, was ein monoklonaler Antikörper für einen Effekt haben kann auf das Immunsystem!

Mittwoch, 24. Mai 2006

Basis von sesam-Teilprojekt "unzumutbar"

baz 23.05.06

Affenversuche an ETH sind «unzumutbar»
Ethische Bedenken gegen Tierversuche mit Menschenaffen - Forscher widersprechen

Autor: GERHARD LOB

Zwei Fachkommissionen kritisieren die Depressionsforschung an Äffchen an der ETH Zürich schwer. Sie fordern strengere Auflagen bei der Bewilligung von Versuchen mit Menschenaffen (Primaten). Tierversuche an grossen Menschenaffen sollen strikt verboten werden.

Die Eidgenössische Kommission für Tierfragen (EKTV) und die Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) stellten gestern in Bern ihren gemeinsamen Ethikbericht zur Forschung an Menschenaffen vor. Auslöser für die Stellungnahme war ein Versuch an der ETH Zürich, der im vergangenen Sommer für einigen Wirbel gesorgt hatte.
Depression erforscht.
Beim mittlerweile eingestellten Experiment von Christopher Pryce, der auch Projektnehmer des Basler Nationalforschungsprogramms «Sesam» ist, wurden Marmosetten (Weissbüscheläffchen) am ETH-Labor für Verhaltensneurobiologie in Schwerzenbach im Bereich der Depressionsforschung eingesetzt. Die jungen Äffchen wurden dabei zwischen dem 2. und 28. Lebenstag gewaltsam und zu immer anderen Tageszeiten 30 bis 120 Minuten von ihren Müttern getrennt, um die Entstehung von Depressionen aufgrund von «Early Life Stress» zu untersuchen. Physiologische Untersuchungen, speziell auch die Messung von Stresshormonen im Urin der Affenbabys, sollten Aufschluss über die physiologischen, neurochemischen und neuroanatomischen Langzeitfolgen für die Äffchen geben. Primaten sind in der Depressionsforschung beliebt, weil ihre Psyche der des Menschen am ähnlichsten ist.
Grenze überschritten.
Für die beiden genannten Kommissionen hat dieser, von den Zürcher Instanzen bewilligte Versuch jedoch die Grenze des Zumutbaren überschritten. Die Versuche hätten zudem in den Schweregrad 3 kategorisiert werden müssen (siehe Text rechts). «Unabhängig von irgendwelchen damit verbundenen menschlichen Interessen sind sie aus ethischer Sicht nicht vertretbar. Auf den Erkenntnisgewinn ist deshalb grundsätzlich zu verzichten», heisst es im Bericht. An diesem Befund ändert auch nichts, dass die Autoren des Berichts die Forschung zur Bekämpfung der Depression ausdrücklich begrüssen.
Ausgehend von dieser konkreten Versuchsbeurteilung, haben die Kommissionen generelle Empfehlungen zu Tierversuchen mit Primaten formuliert. Wegen der kognitiven Fähigkeiten dieser Tiere sei bei der Bewilligung von Versuchen grössere Zurückhaltung angebracht. Zudem gebe es ein Belastungsausmass, welches den Tieren generell nicht zugemutet werden dürfe. Gesuche um Primatenversuche müssten zwingend interdisziplinär auf ihre Wissenschaftlichkeit und die Forschungsziele begutachtet werden. Gefordert wird zudem eine nationale Bewilligungsstelle.
Versuchsverbot.
Versuche an den grossen Menschenaffen - Bonobos, Schimpansen, Gorillas und Orang Utans - sollen gemäss Kommissionsvorschlägen gänzlich verboten werden. Belastende Versuche an ihnen seien grundsätzlich unzulässig. Einzig die beobachtende Forschung sei moralisch vertretbar.
Die Vorschläge der beiden eidgenössischen Kommissionen für den Umgang mit Experimenten an Primaten sind auf geteiltes Echo gestossen. Durch den Bericht seien Missverständnisse vorprogrammiert, teilte die ETH mit. Die Kommissionen leiteten ihre Empfehlungen aus einem einzigen Fall ab, machten die ETH-Vertreter gestern geltend. Skeptisch bis ablehnend reagierte auch Novartis in Basel (siehe Bericht auf Seite 1). Der Schweizerische Nationalfonds, der neben anderen Primatenversuchen auch die Krallenäffchen-Studie finanziell gefördert hatte, kündigte an, die Forderungen der beiden Kommissionen zu prüfen.
Belastung der Tiere kennt vier Stufen
Das Bundesamt für Veterinärwesen teilt Tierversuche in vier Belastungs-Schweregrade ein:
>Der Schweregrad 0 steht für Eingriffe und Handlungen, durch die den Tieren keine Schmerzen, Leiden, Schäden oder schwere Angst zugefügt werden. Beispiel: Blutentnahme.
>Unter den Schweregrad 1 fallen Eingriffe und Handlungen, die eine leichte kurzfristige Belastung (Schmerzen oder Schäden) bewirken. Beispiel: Injektion unter Zwang.
>Dem Schweregrad 2 werden Eingriffe und Handlungen zugeordnet, die eine kurzfristig mittelgradige oder mittel- bis langfristig leichte Belastung (wie Schmerzen, Schäden, schwere Angst) bewirken. Beispiele: Futter- oder Wasserentzug.
>Zum Schweregrad 3 werden Eingriffe und Handlungen gezählt, die eine schwere bis sehr schwere oder eine mittel- bis langfristig mittelgradige Belastung bewirken. Beispiele: Tödlich verlaufende Infektions- und Krebskrankheiten ohne vorzeitige Euthanasie.
Weitere Zeitungen: NZZ. Sesam reagierte gleichentags kurz und knapp:
Mitteilung der sesam-Leitung vom 23. Mai 2006

sesam hat den gemeinsamen Bericht der Eidg. Kommission für Tierversuche (EKTV) und der Eidg. Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) zur „Forschung an Primaten – eine ethische Bewertung“ zur Kenntnis genommen. Im Rahmen des sesam-Projektes sind keine Tierversuche geplant. Resultate der Grundlagenforschung zu Depressionen sind für sesam relevant. sesam wird bis Mitte Juni 2006 prüfen, ob sich aus dem Bericht der EKTV und der EKAH mögliche Implikationen für den Nationalen Forschungsschwerpunkt ergeben.

Freitag, 19. Mai 2006

baz heute: "Chefarzt Kantonale Psych. Klinik Liestal kritisiert sesam"

Titel: «Es wäre viel mehr Bescheidenheit angesagt»

Theodor Cahn, Chefarzt der Kantonalen Psychiatrischen Klinik in Liestal, übt Kritik am Projekt sesam der Uni Basel

Theodor Cahn wurde 1943 in Basel geboren. Hier absolvierte er auch hauptsächlich seine Ausbildung. Er ist Psychiater und Psychotherapeut psychoanalytischer Richtung. Seit 1978 ist er Chefarzt der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Liestal. Er wird Ende nächsten Jahres pensioniert. Cahns Hauptinteresse gilt der Sozialpsychiatrie und der Psychotherapie im psychiatrischen Milieu. Cahn ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.


Interview: Patrick Marcolli und Stefan Stöcklin

baz: Herr Cahn, das Projekt sesam untersucht im Kern das Thema Depressionen, möchte darüber mehr erfahren und forschen. Die Frage an Sie als Psychiater: Wie schätzen Sie dieses Vorhaben ein?

Theodor Cahn: Ich weiss nicht, wie spezifisch das Projekt zu Depressionen ist. Es möchte ja die psychische Gesundheit des Menschen als Ganzes erfassen. Die prospektiv angelegte epidemiologische Studie mit 3000 Probanden ist eine faszinierende Art, an die Fragestellung heranzugehen. Soweit man informiert ist, zielt das Projekt jedoch primär auf statistische Resultate ab. Da muss man sich fragen: Was kann mit einer solchen Methode ausgesagt werden - und was nicht?

Braucht es diese Forschung? Ist ein Projekt nötig, das primär zum Ziel hat, mehr über Depressionen zu erfahren?


Man kann statistisch abgestützte Aussagen zur Depression erwarten, die vielleicht schon Bekanntes bestätigen oder Unbekanntes zu Tage fördern. Aber Depression ist nichts Einheitliches. Depression nennen wir ein Zustandsbild, das in den unterschiedlichsten Zusammenhängen vorkommen kann. Ein grosser Teil der Depressionen ist erlebnisbedingt, ein kleiner Teil - das weiss man ziemlich genau - hat einen starken konstitutionell-genetischen Hintergrund.

Und gerade hier setzt die Studie ja an.

Ich glaube nicht, dass man am Ende - wie das suggeriert wird - einen Durchbruch haben wird in Bezug auf die Kenntnisse über Depressionen. Ich glaube auch nicht, dass dieser Durchbruch überhaupt zu erwarten ist, wie zum Beispiel der Durchbruch bei Infektionskrankheiten, wo eine einheitliche Ursache, ein Erreger vorliegt.

Warum nicht?

Man kann Depression auch als Reaktionsmöglichkeit aller Menschen betrachten, ähnlich wie Angst oder Trau er - mit den verschiedensten Ursa chen und Auswirkungen. Sehr viel geschieht durch Anstoss von aussen. Und dann gibt es Depressionen, bei denen nur noch die Eigendynamik erkennbar ist und nicht mehr ihr Ursprung. Depressivität gehört sozusagen zur menschlichen Ausrüstung. Die Depression als einheitliche Krankheit gibt es nicht.

Sie warnen also vor zu hohen Erwartungen an das Projekt sesam.


Ja. Was mich sehr stört ist die Art, wie die Studie auf den Markt gebracht wird.

Weshalb?

Weil grosse Hoffnungen erweckt werden und ziemlich apodiktisch gesagt wird, das und das werde diesen und jenen Nutzen haben, man werde daraus Prävention ableiten können, Mechanismen erkennen und wesentliche Schritte machen, um den Menschen in seiner psychischen Entwicklung besser zu verstehen und zu erfassen. Da wäre meines Erachtens viel mehr Bescheidenheit angebracht. Natürlich werden dank sesam einige statistische Zusammenhänge und wohl neue Hypothesen gefunden. Sehr oft können solche Resultate aber ziemlich trivial ausfallen.

Implizit gehen die Verantwortlichen noch weiter und suggerieren, dass es aufgrund der Resultate in Zukunft möglich sein wird, Kosten im Gesundheitswesen zu sparen.

Das ist reine Propaganda. Woher wissen die denn das?

sesam stösst gerade auch in Kreisen von Psychoanalytikern auf grossen Widerstand. Wie erklären Sie sich das?


Die Psychoanalyse stützt sich auf ein ganz anderes Menschen- und Forschungsbild. Die Analytiker - auch ich zähle mich dazu - versuchen zu erfassen, was ein Mensch erlebt und was ihn unbewusst bewegt. Was stellt ein Mensch als autonomes Wesen und als Subjekt dar? Über Messdaten findet man dazu kaum Zugang. Der Ansatz, den wir bei sesam sehen - wenigstens über die spärlichen Informationen, die bisher darüber veröffentlicht wurden -, geht auf diese Problematik nicht ein. Aber ich finde es eigentlich nicht gut, den ganzen Konflikt auf einen Schulen-Streit zu reduzieren.

Als Psychoanalytiker sagen Sie also, dass bei sesam ein zu einfaches Bild des Menschen transportiert wird?


Ja.

Ein Bild, das Ihrer Erfahrung aus der Praxis nicht gerecht wird?

Das kann man so sagen. Es wird sehr grob mit wichtigen Begriffen umgegangen. Auf der Homepage ist zum Beispiel nur von «Stress» als äusserem Wirkfaktor die Rede. Auf dieser groben Basis versprechen die Projektmacher sehr feine Resultate. Das ist keine Schulen-Frage: Auch aus einer biologischen oder kognitiven Sicht ist das zu simpel.

Sie haben vorhin von statistischen Zusammenhängen und neuen Hypothesen gesprochen, die dank sesam gefunden werden könnten. Was ist sonst noch möglich?

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man dank der Studie einige Risikokomponenten besser erfassen kann. Aber ein Risiko wiederum ist eine statistische Grösse. Wie man damit umgeht und Prävention betreibt, ist problematisch. Prävention heisst ja, dass man eingreift, bevor etwas geschieht. Als Beispiel sei die Schizophrenie genannt. Dank epidemiologischer Forschung wissen wir heute, dass diese Krankheit einen langen Vorlauf hat. Zu Beginn sind aber die Zeichen, die man retrospektiv als Anfang dieser Krankheit ausmachen kann, unspezifisch: Konzentrationsverlust, Desinteresse etc. Es ist daher umstritten, in welchen Fällen wann eine Intervention angebracht ist, bevor ein klares Krankheitsbild erscheint. Wenn man die Leute mit Risikofaktoren früh erfassen und unter Beobachtung halten kann, ist das schon ein Fortschritt. Dazu kann diese Studie bei anderen psychischen Krankheiten vielleicht einen Beitrag leisten. So viel, aber auch nicht mehr.

Welche Gefahren sehen Sie da, gerade im Bereich Prävention?

Eine Gefahr besteht, wenn man an den Menschen mit einer Haltung der Machbarkeit und des Wissenschaftsglaubens herangeht und sich zu tief greifenden Eingriffen legitimiert fühlt.

Aus einem wissenschafts- oder psychiatriehistorischen Blick stechen einige fatale Parallelen ins Auge.

Ja, das ist klar. Sie meinen die Eugenik? Natürlich haben wir heute bessere Sicherungen im wissenschaftlichen Betrieb. Aber die Eugenik hat vor hundert Jahren ja nicht angefangen mit den Vernichtungsaktionen im Dritten Reich, sondern bei hochkarätigen, gutmeinenden Wissenschaftlern. Und doch hat das in gerader Linie in den Abgrund geführt.

Weckt sesam eugenische Assoziationen?

Ja, durchaus.

Oder könnte man sagen, das Projekt beruhe auf sehr faktengläubigem Gedankengut?

Ja, zum Beispiel in der Idee, dass man aufgrund von Destillaten (Augenzwinkern, Hirnbildern, alles in Kombination mit Fragebogen von Eltern und Grosseltern) ein Bild des Menschen aufbauen kann, aus dem sich viel ableiten lässt. Dies halte ich für überzogen.

Steckt ein naiver Ansatz hinter sesam?

Auf jeden Fall ist er einseitig. Warum können die Projektverantwortlichen nicht wissenschaftliche Bescheidenheit walten lassen? Ist das für die Geldbeschaffung nötig?

Wenn Sie auf die Geschichte der Psychiatrie zurückblicken: Überrascht Sie, dass jetzt eine solche Studie mit diesem fortschrittsgläubigen Ansatz kommt?

Nein, das ist natürlich Mainstream und überrascht so gesehen gar nicht. Das ist das, was in die hochkarätigen Zeitschriften kommt. Das muss man für akademische Karrieren vorweisen. Das ist die Wahrheit, die heute zählt. Vielleicht ist es auch ein Pendelausschlag in die Genauigkeit, als Gegenreaktion zur Beliebigkeit von vor zwei, drei Jahrzehnten. Überraschend ist, mit welcher Propagandamacht die Studie vorangetrieben wird.

Sie haben sich vorhin gegen einen SchulenStreit zwischen den verschiedenen psychologischen Richtungen verwahrt. Doch geht es nicht genau darum: Ein biologischer, klinischer Ansatz gegen die Tradition der analytischen Tiefenpsychologie?

Ich weiss nicht, ob man das so verallgemeinern darf. Aber Jürgen Margraf und sein Institut sind auch schon sehr aggressiv vorgegangen gegen die analytische Richtung.

Besteht nicht auch bei den Analytikern die Angst, an Boden zu verlieren?

Ja, aber auch bei den Humanwissenschaftlern. Der Schweizerische Nationalfonds, der Geldgeber, hat dieses Projekt ja als Teil der sozial- und geisteswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte verkauft. Aber die Humanwissenschaften kommen jetzt kaum vor. Im Grossen und Ganzen ist es ein naturwissenschaftliches Projekt der Life Sciences. Das hat vermutlich auch mit lokaler Wissenschaftspolitik und Taktik zu tun.

Die Verantwortlichen von sesam betonen die Bedeutung von Depressionen und die Zunahme von psychischen Störungen. Sehen Sie dies auch in Ihrer alltäglichen Praxis?

Ich denke, diese Zunahme ist dramatisiert. Wir stehen nicht plötzlich vor einer Lawine von Depressionen und brauchen nun eine Studie, die grosse Heilsversprechungen macht. Depressionen waren schon immer ein grosses Problem. Nur kann ich nicht bestätigen, dass die Fallzahlen in der letzten Zeit stark zugenommen hätten. Depressionen, Angst und Sucht waren schon immer und sind die häufigsten psychischen Störungen, mit denen wir zu tun haben. Sie sind ein grosses Problem der Volksgesundheit. Dass man da die Forschung fördert, ist grundsätzlich sehr zu begrüssen. Was hingegen deutlich zunimmt, ist die Nachfrage nach fachpsychiatrischen Diensten, hauptsächlich ambulant. Das hat wohl einfach auch damit zu tun, dass die Wahrnehmung für psychologisch bedingte oder gefärbte Krankheiten stärker geworden ist und die Diskriminierung der Psychiatrie abgenommen hat.
Projekt sesam

>Die Studie. Der Nationale Forschungsschwerpunkt (NFS) «sesam» hat zum Ziel, mehr über die Ursachen herauszufinden, die zu einer «gesunden psychischen Entwicklung» führen. Im Zentrum stehen Depressionen und Angststörungen. Kernpunkt des Projekts ist eine grossangelegte Studie an 3000 Kindern, die bereits vorgeburtlich ab der 12. Schwangerschaftswoche erfasst und bis zu ihrem 20. Lebensjahr begleitet werden sollen. Pränatal sind nicht invasive Untersuchungen via Ultraschall geplant, bei der Geburt sollen Speichelproben für DNA-Untersuchungen genommen werden, vorgesehen sind Interviews mit den Eltern, den Grosseltern und den Kindern. Dank dieser prospektiven Studie erhofft man sich mehr darüber zu erfahren, was zur psychischen Gesundheit beiträgt, welche inneren und externen Faktoren Depressionen und Angststörungen begünstigen.

Direktor des Forschungsschwerpunktes ist Jürgen Margraf, Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Basel, Geschäftsführerin ist Roselind Lieb, Professorin für Epidemiologie und Gesundheitspsychologie in Basel. Insgesamt sind an der Kernstudie 12 Teilstudien angehängt, neben der Universität Basel sind Forschende der Universitäten Bern, Freiburg, Zürich und Trier (D) beteiligt. Das Budget der ersten Phase von 2005-2008 beträgt knapp 23 Millionen Franken. Sesam ist die Abkürzung für «Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health».

>Ethik. Wie alle Forschungsprojekte am Menschen braucht auch sesam die Zustimmung von Ethik-Experten der zuständigen Kommissionen in den betroffenen Kantonen. Bis jetzt hat die Ethik-Kommission beider Basel (EKBB) die zur Prüfung notwendigen Unterlagen nicht erhalten. Die Eingabe habe sich verzögert, weil Detailabklärungen nötig gewesen seien, wie es bei sesam heisst. Noch im Februar wurde von Seiten der Projektverantwortlichen eine Eingabe in den «nächsten Wochen» angekündet. Gemäss Plan sollte mit der Kernstudie diesen Herbst begonnen werden können. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, erscheint im Moment eher zweifelhaft. sts

Donnerstag, 11. Mai 2006

Artikel zu Humanforschungsgesetz heute im "Bund": "Umstrittene Zwangsforschung"

Die Forschung am Menschen soll einheitlich geregelt werden - Kritiker weisen den Gesetzesvorschlag zurück

In der Schweiz fehlt ein Gesetz, das die Forschung am Menschen regelt. Ein Vorschlag steht nun zur Diskussion. Heikler Punkt: Untersuchungen an urteilsunfähigen Personen.

Yvonne Leibundgut

In der Schweiz soll die Forschung am Menschen einheitlich geregelt werden. Wie schwierig eine solche gesetzliche Regelung ist, zeigt das Forschungsprojekt «Sesam». Die Basler Untersuchung geht der Frage nach, wie sich psychische Krankheiten entwickeln. Dazu werden 3000 Kinder ab der 12. Schwangerschaftswoche bis zum 20. Lebensjahr regelmässig untersucht. Das Forschungsprojekt ist umstritten. Kritik und Fragen kommen vor allem aus dem linksgrünen Lager. Ist es erlaubt, das Erbgut von Neugeborenen zu untersuchen? Ist die medizinische Forschung an Kindern zulässig?
Jeder Kanton macht es anders
Zu diesen und ähnlichen Fragen gibt es heute keine abschliessende gesetzliche Antwort: So könnte in einigen Kantonen ein Projekt wie Sesam nicht durchgeführt werden. Die Kantone Jura, Neuenburg, Schaffhausen und Tessin verbieten die Forschung an urteilsunfähigen Personen, wie eben zum Beispiel Kindern. Diese ist nur dann zulässig, wenn die Betroffenen einen direkten Nutzen daraus ziehen können. Auf der anderen Seite haben heute fünf Kantone überhaupt keine gesetzliche Regelung zur Forschung am Menschen: Appenzell Innerrhoden, Nidwalden, Schwyz, Uri und Zug.
Mit dem Humanforschungsgesetz sollen nun einheitliche Rahmenbedingungen festgelegt werden (siehe dazu Kasten). Nach mehrjähriger Arbeit hat der Bundesrat einen Verfassungsartikel und ein entsprechendes Gesetz in die Vernehmlassung geschickt, die bis Ende Mai dauert. Ziel ist es, möglichst viele verschiedene Bereiche unter einem Dach zu regeln. Der Forschung soll zwar ein möglichst grosser Freiraum gegeben werden, ohne dabei aber den «Schutz der Würde und Persönlichkeit des Menschen» zu verletzen, hält der Bundesrat fest. Doch was heisst das? Darf künftig zum Beispiel ein totgeborener Embryo für Forschungszwecke untersucht werden? Soll nach dem Tod einer Person deren Leiche den Chirurgen zur Verfügung stehen, um neue Operationstechniken zu testen? Darf ein entfernter Tumor für die Forschung gebraucht werden?
Rücktritt aus Protest
Laut Gesetzesentwurf ist die Forschung am Menschen grundsätzlich erlaubt, wenn die Betroffenen eine Einwilligung dazu geben. Heikel wird es dann, wenn eine Person nicht einwilligen kann, bei allen so genannt Urteilsunfähigen wie Ungeborenen, Kindern, Demenzkranken oder Behinderten. Schwierig ist es auch, wenn der Entscheid nicht mehr getroffen werden kann, weil eine Person vorher verstorben ist.
«Eine urteilsunfähige Person darf gegen ihren Widerstand in ein Forschungsprojekt einbezogen werden, wenn davon eine Verbesserung ihrer Gesundheit erwartet wird.» Dieser Punkt stösst nun jedoch in der Vernehmlassung auf heftige Kritik. Für Carola Meier-Seethaler, Mitglied der Nationalen Ethikkommission und Philosophin, ist er unter anderem der Grund, um aus der Ethikkommission auszutreten. Der Vorschlag mache Zugeständnisse, die «weit über die bereits liberalen Regelungen der europäischen Biomedizinkonvention hinausgehen», erklärte Meier-Seethaler. Und auch die ersten Stellungnahmen aus der Vernehmlassung zeigen, dass dieser Punkt heikel ist und auf Kritik stösst. So schreibt der Basler Appell gegen Gentechnologie: «Damit werden alle nationalen und internationalen Standards unterlaufen.» Der Gesetzesvorschlag sei deshalb zurückzuweisen.
Transparenz ist oberstes Ziel
Im Bundesamt für Gesundheit ist man sich bewusst, dass der Vorschlag Diskussionen auslöst. Man wolle mit dem Gesetz vor allem «Transparenz» und ein Regelwerk schaffen, das wenig Interpretationsspielraum lasse, heisst es. In anderen Ländern würden die strengeren Gesetze oft so interpretiert, dass die Forschung dann trotzdem gemacht werden könne.
Tatsächlich würde die Schweiz mit der Regelung der Forschung an urteilsunfähigen Personen mehr zulassen als andere Länder. Auch die internationale Biomedizin-Konvention, ein Übereinkommen des Europarates, ist restriktiver und lehnt die Forschung an urteilsunfähigen Menschen ab, wenn diese Widerstand leisten.

Das Gesetz über die Forschung am Menschen sieht Regelungen in den folgenden Bereichen vor:

· die Forschung mit Personen (einschliesslich der Forschung mit besonders verletzbaren Personen wie Kindern, Menschen mit einer Behinderung, aber auch Gefangenen);
· die Forschung an Verstorbenen; · die Forschung an biologischem Material und mit Personendaten; · die Forschung an abortierten oder totgeborenen Embryonen und Föten.
Heute gibt es in den einzelnen Kantonen unterschiedliche Regelungen und Verbote. Auf Bundesebene sind lediglich klinische Versuche mit Heilmitteln oder Studien in der Transplantationsmedizin geregelt. Zudem hält das Strafgesetzbuch die Voraussetzungen fest, unter denen die persönlichen Daten von Patienten für die Forschung verwendet werden dürfen. Und schliesslich hat das Volk 2005 dem Stammzellengesetz zugestimmt, das die Forschung an Stammzellen erlaubt und regelt.

Dienstag, 2. Mai 2006

Input von DRS3 über SESAM als MP3

Die Sendung Input vom vergangenen Sonntag über SESAM gibt's jetzt hier zum Download oder Onlinehören podcastlogo als MP3-Datei (rund 20 MegaBytes gross, Hördauer gut 43 Minuten). Analog zu den Podcasts von SR DRS gilt dafür diese Version der Creative Commons Lizenz.

Freitag, 7. April 2006

baz: Regierung verteidigt das Projekt «sesam»

Die baz berichtet heute über die Interpellationsantwort:

In ihrer Antwort auf eine Interpellation von Beatrice Alder (Grünes Bündnis) verteidigt die Regierung den umstrittenen Nationalen Forschungsschwerpunkt der Universität Basel, «sesam»: Das Projekt, bei welchem die Entwicklung von 3000 Kindern und deren Familien während 20 Jahren begleitet wird und das Aufschluss über die Ursachen psychischer Krankheiten geben soll, sei nicht «mit blossen Vermutungen zu diskreditieren». Die Regierung geht nach Rücksprache mit den Verantwortlichen davon aus, dass «dem transparenten Dialog mit der kritischen Öffentlichkeit noch vermehrt Beachtung geschenkt werden wird». Der Persönlichkeitsschutz innerhalb des Projekts werde ausserdem durch eine strenge Datenschutzregelung gewährleistet. «sesam» war in jüngster Vergangenheit unter anderem deswegen in die Kritik geraten, weil die zuständigen Ethikkommissionen von der Projektleitung nicht involviert worden sind.

Dienstag, 4. April 2006

Sesam Tagesthema heute beim "Winterthurer Landbote"

«Sesam» erhitzt die Gemüter

Für seine Forschung an Kindern und Embryonen ist ein grosses Projekt des Nationalfonds in die Kritik geraten. Wissenschafter und Ärzte erhoffen sich jedoch einen grossen Fortschritt für die Behandlung psychischer Krankheiten.

Zu entdecken, was zu seelischer Gesundheit führt: Das ist das ehrgeizige Ziel des Nationalen Forschungsschwerpunktes Sesam (für Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health). 3000 Kinder sollen dafür in den nächsten 20 Jahren wissenschaftlich begleitet werden, und dies bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche. Die zentrale Leitung des Projekts liegt bei Professor Jürgen Margraf von der Universität Basel, aber daran beteiligt sind Kliniken, Institute und Forschungseinrichtungen aus dem In- und Ausland.

Der Nationalfonds will Sesam und seine 12 Teilstudien aus verschiedenen Disziplinen (vgl. Kasten) bis 2009 mit 10 Millionen Franken unterstützen, weitere 12 Millionen sollen aus Eigen- und Drittmitteln finanziert werden. (Der Pharmakonzern Roche hat bereits 6 Millionen Franken zugesagt. Auch das missfällt den Gegnern der Studie.) Die Vorarbeiten zu den eigentlichen Untersuchungen laufen offiziell schon seit dem vergangenen Oktober, Ende Februar trat die Leitung des Projekts damit zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Hintergrund der Studie sei die dramatische Zunahme der psychischen Krankheiten wie Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen, sagen die beteiligten Fachleute. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechne damit, dass Depressionen im Jahre 2020 nach Herz- und Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Ursache schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung und vorzeitiger Sterblichkeit sind. Dass die Ursachen solcher Krankheiten dringend untersucht werden müssen, liegt für die Forscher von Sesam deshalb auf der Hand.

Projekt-Stopp gefordert

Doch gegen das Projekt hat sich erbitterter Widerstand gebildet. 12006 Menschen unterschrieben eine Petition des Basler Appells gegen Gentechnologie und fordern damit nichts weniger, als dass Sesam augenblicklich eingestellt wird. Die Petition richtet sich an die Ethikkommission beider Basel EKBB, die bald darüber beraten soll, ob Sesam sich mit geltenden ethischen Richtlinien vereinbaren lässt. Ohne die Zustimmung der zuständigen Ethikkommissionen dürfen die Untersuchungen nicht beginnen. Ein genauer Beschrieb der Studien liegt der EKBB allerdings bis heute nicht vor. Für die Kritiker ist das ein Grund mehr, der Projektleitung mangelnde Transparenz vorzuwerfen.

Die Leute von Sesam sehen das freilich anders: Wie die einzelnen Studien konkret ablaufen sollen, werde derzeit erst ausgearbeitet. Erst wenn das Vorgehen mit allen Details zu Papier gebracht sei, könnten die Ethikkommissionen informiert werden, und erst wenn die Bewilligungen vorliegen, im Detail die Öffentlichkeit. «Sonst würde uns vielleicht erst recht vorgeworfen, wir würden die Kommissionen übergehen», sagt Daniel Habegger von Sesam.

Ohne direkten Nutzen

Im Zentrum der Kritik steht die Tatsache, dass bei Sesam «fremdnützige Forschung an Kindern» betrieben werden soll, also Forschung, die den beteiligten Kindern keinen unmittelbaren Nutzen bringt. Die Kinder würden somit lediglich instrumentalisiert, sagen die Sesam-Gegner. Das Erbgut der Kinder dürfe schon gar nicht untersucht werden, da sie selbst nicht zustimmen können. Zudem verlangen die Kritiker, dass der Nationalfonds mit der Unterstützung solcher Projekte abwarte, bis das neue Gesetz über die Forschung am Menschen in Kraft getreten ist. Das Gesetz befindet sich bis jetzt erst in Vernehmlassung.

Wenn fremdnützige Forschung an Kindern in der Schweiz verboten wäre, könnte man niemals eine Pisa-Studie durchführen, sagt Daniel Habegger von Sesam. «Das würde heissen: Nur noch therapeutische Forschung.» Die Einwilligung für die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien dürften statt der Kinder auch die Eltern erteilen.

Tatsache sei, dass es immer mehr Menschen mit psychischen Krankheiten gibt. «Die häufigsten treten mit etwa 14 Jahren zum ersten Mal auf, entwickeln sich aber viel früher. Wir haben fast keine Kenntnisse über die tatsächlichen Ursachen solcher Erkrankungen. Wenn wir daran nicht forschen würden, wäre das auch eine Diskriminierung der betroffenen Kinder.» Wenn die Wissenschaft nicht versuche, den Faktoren auf den Grund zu kommen, die die psychische Entwicklung positiv oder negativ beeinflussen, werde man seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht, sagt auch Kurt Albermann, Kinderarzt und Kinder- und Jugendpsychiater, Leitender Arzt am Kantonsspital Winterthur (vergleiche nebenstehendes Interview).

Start im Oktober

Wenn es soweit ist, wollen die Forscher in Frauenkliniken unter schwangeren Frauen bei den Routinekontrollen erste Freiwillige für die Studie rekrutieren. Die ersten Untersuchungen sollen an zwei Terminen während der Schwangerschaft und in den Tagen nach der Geburt stattfinden, weitere sind in der 6. Lebenswoche sowie im 6., 12. und 24. Monat vorgesehen. Bei einigen dieser Termine werden auch die Väter und die Grosseltern eingeladen, an der Studie teilzunehmen.

«Keine Nachteile für die Kinder»

Interview mit Kurt Albermann, Ärztlicher Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums der Kinderklinik Kantonsspital Winterthur. Laut Website von Sesam, nicht Mitglied des Kernteams:

12 006 Menschen haben gegen Sesam eine Petition unterschrieben. Verstehen sie die Bedenken?

Dass zunächst gewisse Bedenken aufkommen, kann man schon verstehen. Andererseits brauchen wir dringend neue Erkenntnisse über die Faktoren, die die psychische Entwicklung positiv oder negativ beeinflussen. Darüber wissen wir bis jetzt relativ wenig. Deshalb ist es wichtig, dass wir solche Forschung betreiben. Vergleichbare Längsschittstudien kennen wir vor allem aus den USA. Es ist aber auch nicht die erste Längsschnittstudie in der Schweiz – da gibt es ja zum Beispiel diejenige des Zürcher Kinderspitals über die kindliche Entwicklung, unter Professor Remo Largo.

Welche Gefahren könnte die Studie für die 3000 Kinder haben, die bei Sesam mitmachen sollen?

Einen Nachteil kann ich daraus nicht ableiten, denn es handelt sich um reine Beobachtungsstudien, es wird nicht in die Entwicklung von Kindern eingegriffen, und die Anonymität bleibt gewahrt. Das Projekt muss ja auch noch den kantonalen Ethikkommissionen vorgelegt werden. So wird sichergestellt, dass solche Bedingungen eingehalten werden.

Was passiert, wenn man erkennt, dass bei einem Kind in der Entwicklung etwas schief läuft?

Dann ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten, dagegen etwas zu unternehmen. Etwa indem wir den Kindern und ihren Familien weitere Abklärungen oder Therapien vorschlagen. Die Forscher nehmen selbst keine Therapien vor.

Was sagen Sie zum Vorwurf, die Kinder würden bei Sesam bloss instrumentalisiert?

Der Punkt ist der, dass wir bei Fehlentwicklungen nicht einfach zusehen können, ohne zu versuchen, sie zu erforschen, sonst nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nicht wahr. An der Kinderklinik des Kantonsspitals Winterthur haben wir zum Beispiel eine Adipositas-Gruppe, und vergangene Woche haben wir zusammen mit der Hochschule für Soziale Arbeit in Zürich eine Umfrage über Unterstützungsangebote für Kinder psychisch kranker Eltern durchgeführt. Auf beiden Gebieten nimmt die Zahl der Fälle deutlich zu, und keiner kann bisher wirklich sagen, warum das so ist. Auf die Dauer betrachtet ist dies für eine Gesellschaft und für die betroffenen Kinder und Familien eine fatale Entwicklung. Das Sesam-Projekt mit seinen vielen Teilstudien und der grossen Vernetzung kann dazu beitragen, Zusammenhänge aufzuzeigen.

Wo sehen Sie die Grenzen der Studie?

Man darf eine solche Studie nicht überbewerten. Es gibt ja keine 24 Stunden-Video-Überwachung, und man darf Eltern und Kinder nicht überbeanspruchen. Vermutlich braucht es anschliessend noch mehr Studien, um den Ergebnissen weiter auf den Grund zu gehen. Aber es ist immerhin mal ein Anfang.

DIE METHODEN DER FORSCHER

Untersucht wird mit Fragebögen, Interviews und Verhaltensbeobachtungen. Bei biologisch-genetischen Untersuchungen wollen die Forscher zudem nach Genmustern fahnden, die mit psychischer Gesundheit oder Krankheit korrellieren. Die Untersuchungen erlauben laut den Verantwortlichen von Sesam aber nur Aussagen auf der Ebene von Gruppen von Menschen, sie lassen keine Rückschlüsse auf die Erkrankungsrisiken von Einzelpersonen zu. Jeder Fragebogen einer Versicherung über familiäre psychische Belastung sei weitaus aussagekräftiger, betonen die Forscher und sehen darin ein weiteres Argument gegen die Bedenken. Der Zweck der genetischen Gruppenanalysen liege unter anderem darin, Mechanismen zu finden, die für die Aufrechterhaltung psychischer Gesundheit wichtig sind.

Ein Kern und viele Teilstudien

Beim nationalen Forschungsschwerpunkt Sesam handelt es sich um eine prospektive Längsschnittstudie. «Solche Studien sind besonders geeignet, Risiko- und Schutzfaktoren aufzudecken, die die Entwicklung eines Menschen beeinflussen können», schreibt Sesam auf seiner Website. Längsschnittstudie bedeutet, dass die Teilnehmenden über längere Zeit hinweg (für Sesam sind 20 Jahre geplant) wiederholt zur Teilnahme gebeten werden. Die Teilnahme sei freiwillig und könne jederzeit beendet werden, betonen die Forscher von Sesam. In den 12 Teilstudien sollen folgende Faktoren genauer untersucht werden:
  • ob familiäre Risikofaktoren frühzeitig günstig beeinflusst werden können, damit sich die Kinder gesund entwickeln
  • wie es sich auf die Kinder auswirkt, wenn Mütter vor der Geburt besonderen Belastungen ausgesetzt sind, oder wenn die Mütter selbst unter psychischen Krankheiten leiden
  • welche Rolle das Zusammenspiel von Genen und Umwelt spielt
  • welche Folgen es haben kann, wenn Eltern ihre Kinder vernachlässigen
  • wie frühe Lebensumstände chemische Vorgänge im Gehirn, sogenannte dopaminerge Funktionen, beeinflussen können
  • wie sich gesellschaftliche Einflüsse auf die familiäre Situation und die Gesundheit von Kindern auswirken
  • wie die Mütter die Geburt ihres Kindes verarbeiten, wie sich die Väter an ihre neue Aufgabe anpassen und wie sich das Verhältnis der Eltern untereinander auf das Kind auswirkt
  • wie die Regulation des autonomen Nervensystems und die psychosoziale Entwicklung des Kindes zusammenhängen.

Sonntag, 2. April 2006

NZZaS: "Psychotherapie wird überwacht"

In der NZZaS schreibt Mathias Ninck über ein Thema, das dieselbe Zeitung bereits, unter Bezugnahme auf eine Studie deren Co-Autor Jürgen Margraf war, im vergangenen Dezember beschäftigt hatte (Reaktionen auf jenen Artikel):

Bundesrat Pascal Couchepin stellt bei der ärztlich verordneten Psychotherapie ein «Anschwellen der Leistungen» fest und suggeriert, viele Therapien würden unnötig verlängert. Um die Kosten des angeblichen Missbrauchs einzudämmen, sollen die Kontrollen verschärft werden. Die Psychotherapeuten bezeichnen die angestrebte Politik als realitätsfremd.

Vor einem Jahr hat Bundesrat Pascal Couchepin die Alternativmedizin aus dem Katalog gestrichen, der auflistet, welche Behandlungen von der Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt werden müssen. Kurpfuscherei seien die alternativen Heilmethoden, sagte sinngemäss der Gesundheitsminister, dessen zentrales Arbeitsfeld die immerfort steigenden Kosten der Volksgesundheit sind. Wenige Monate später, im Sommer 2005, richtete er aus, nun werde der «nächste grosse Brocken» in Angriff genommen, die ärztliche Psychotherapie. «Das Anschwellen der Leistungen in diesem Bereich in den letzten Jahren zeigt, dass etwas falsch läuft beim Rückgriff auf diese Heilmethode. Man wird den Zugang zur Psychotherapie limitieren müssen», sagte Couchepin am 21. März vor dem Nationalrat.
Mit der Revision der entsprechenden Leistungsverordnung betraute Couchepin den 61-jährigen Innerschweizer Arzt Hans Heinrich Brunner, ehemaliger Präsident der Ärzteorganisation FMH, kurzzeitiger Vizepräsident des Bundesamtes für Gesundheit und, nebenbei bemerkt, Autor des erfolgreichen Groschenromans «Doktor Landmann in der Entscheidung». Brunner soll dem Bundesrat bis zum 1. Juli zeigen, wie er den «wild wachsenden Baum der Psychotherapie zurechtstutzen» will (Brunners eigene Formulierung). Heute können Therapeuten Geld aus der Grundversicherung beziehen, wenn sie eine ärztliche Ausbildung haben oder im Auftrag eines Arztes arbeiten.
Früher Bericht erstatten
Inzwischen ist klar, wie die Eckwerte der neuen Verordnung aussehen. Die zentrale Änderung betrifft die Berichterstattung an die Krankenkasse. Während dem Vertrauensarzt der Kasse heute erstmals nach 60 Sitzungen «ein begründeter Vorschlag über die Fortsetzung der Therapie unterbreitet» werden muss, soll dies künftig gleich zu Beginn einer Therapie geschehen - «spätestens nach 7 oder 8 Sitzungen», sagt Brunner.
Der Therapeut schreibt einen Bericht, in dem er die Krankheit des Patienten umreisst und eine Behandlung vorschlägt. «Hat ein Therapeut keine klaren Vorstellungen davon, was er will, führt die Therapie in die Leere oder in ein pseudoreligiöses Abhängigkeitsverhältnis», sagt Brunner.
Nach 40 Sitzungen - also wenn laut Brunner «die Schwelle zur Langzeit- Therapie überschritten wird» - soll gemäss dem Verordnungsentwurf überprüft werden, ob eine Fortführung der Psychotherapie medizinisch sinnvoll ist. Diese zweite Überprüfung könne beispielsweise durch Einholen einer Zweitmeinung und allenfalls eine Befragung der Patienten geschehen, sagt Brunner. Oder, was eine «noch leicht futuristische Idee» sei, durch sogenannte Assessment-Zentren, in denen die Psychotherapien «unabhängig und professionell» besprochen würden.
«Die Abklärung, ob eine Therapie noch Effekte erzielen wird, kann man natürlich nicht in einem formalen Sinn machen», gesteht Brunner. «Aber es gibt ja so etwas wie den gesunden Menschenverstand.» Die Modalitäten der verschärften Überwachung in der Psychotherapie sind zwar nicht bis ins Detail geklärt, aber das Ziel ist umrissen: «Wir haben ganz klar einen Teil der Langzeittherapien im Visier. Die kosten ein Heidengeld», so Brunner.
Das Projekt wird mit Tempo vorangetrieben. Nach elf Anhörungen im März, an denen Vertreter der Psychologenverbände, der Psychiater, der Vertrauensärzte und der Kantone teilnahmen, schickt das Bundesamt für Gesundheit am kommenden Mittwoch den Verordnungsentwurf in die Vernehmlassung. Am 4. Mai kommt er vor die Eidgenössische Leistungskommission, bevor Couchepin darüber befindet. Brunner, der mit dem Bundesrat bei Projektbeginn Rücksprache genommen hat, erwartet «keine Opposition von seiner Seite».
Bei den Psychiatern und Psychotherapeuten ist Feuer im Dach. Ihre Verbandssprecher bestreiten zum einen, dass bei der Psychotherapie im grossen Stil Missbrauch betrieben wird. Psychotherapien machen in der Schweiz rund 2 Prozent der gesamten Gesundheitskosten von 50 Milliarden Franken aus. Nur «etwa ein Drittel der Therapien sind Langzeittherapien», sagt Rudolf Balmer von der Verbindung der psychiatrisch-psychotherapeutisch tätigen Ärzte (FMPP).
Undurchsichtige Seele
Den Anteil jener Therapien, die absichtlich in die Länge gezogen werden, schätzt Balmer als klein ein. «Für den Patienten ist eine Therapie kein Spass. Sie kostet ihn viel an zeitlichem und emotionalem Aufwand», sagt Balmer. Er frage sich schon, ob man wegen ein paar schwarzer Schafe das System derart verschärfen solle. Hans Heinrich Brunner geht - offenbar gestützt auf Aussagen von Vertrauensärzten - davon aus, dass «etwa jede fünfte Psychotherapie zu lange dauert», wie er sagt.
Für viele Psychotherapeuten ist die Forderung, zu Beginn einer Psychotherapie einen indikativen Bericht anzufertigen, eine Absurdität. «Die Seele ist kein Oberschenkel», sagt Thomas Merki, Psychoanalytiker und Vizepräsident des Schweizer Psychotherapeutenverbands (SPV). Während ein Oberschenkel bei zu grossem äusserem Druck breche und die richtige Heilmethode rasch, nämlich nach einer Viertelstunde, gefunden sei (Schienen und Ruhigstellen), reagiere die Psyche eines Menschen in nicht vorhersehbarer Art auf Belastungen. Deshalb müsse jede Therapie offen angelegt sein. «Ein Therapeut sagt nie: 'Das will ich, dahin geht die Reise.' Er kann das gar nicht, weil er nicht ins Innere des Patienten sieht wie der Chirurg, dem das Röntgenbild genügt für die Indikation.» Etwas mechanistisch sei Brunners Seelenbild schon, findet Merki.
Viele Psychotherapeuten finden es zum andern bedenklich, dass die neue Leistungsverordnung kurze Therapien fördert und lange einschränkt. Hans Kurt, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, sagt: «Das passt in die heutige gesundheitspolitische Strömung, in der man von Scheininvaliden redet. Psychische Erkrankungen werden zu Befindlichkeitsstörungen, und man diskreditiert Psychotherapien als Wellness.» Er sagt, bei vielen leidenden Menschen überlagerten sich mehrere Probleme und das könne man nicht rasch beheben. «Leute, die beispielsweise ständig Streit haben mit dem Arbeitgeber, die sich nicht an Regeln halten können oder Mühe haben im Umgang mit sich selber, die muss man in einer langen Beziehung durchtragen. Dann erfahren sie: Der Therapeut steht zu mir, auch wenn ich wieder Mist baue.» Eine solche Beziehung aufzubauen, brauche Zeit.
Heilung braucht Zeit
Auch andere Fachleute bezeichnen Brunners Vorlage als realitätsfremd. Wolfgang Roell, Psychoanalytiker in Zürich, findet sie «extrem schlecht». Jede Behandlung, die den Charakter eines Menschen betreffe, könne nicht in kurzer Zeit abgeschlossen sein - «unmöglich», sagt er. Roell erzählt von einem Klienten, der jahrelang erfolgreich war; er hat «im Beruf alles gemacht», bricht dann zusammen, wird suizidal und kommt in die Klinik. «Nach der Entlassung braucht ein solcher Mensch eine neue innere Justierung. Bis er am Punkt ist, wo er erkennt, dass er nicht permanent gegen seine Grenzen ankämpfen kann, dass er sie akzeptieren muss, vergehen viele Sitzungsstunden. Sehr viele.»
Die Branche ist allerdings gespalten. Manche Therapeuten sehen in ihrem Tun etwas, «das mit einer Heilmethode im medizinischen Sinn ohnehin nichts zu tun hat. Die Psychoanalyse unterminiert die Abgrenzung zwischen gesund und krank, statt sie als Bezugssystem vorauszusetzen», sagt Peter Schneider, Psychoanalytiker in Zürich. Sie diene der Erforschung, der Aufdeckung der eigenen Geschichte. Schneider hält deshalb das ganze Berichterstattungswesen für verlogen. «Kein Therapeut kann wissen, wie sich sein Klient entwickeln wird. Darum ist jeder Bericht an den Vertrauensarzt der Krankenkasse, der Prognosen enthält, eine Lüge - und dass viele Therapeuten auch sich selber belügen, indem sie den Bericht glauben, macht es nicht besser.»
Schneider schlägt vor, die Psyche «ausserhalb der Krankenkasse wie etwa den Hausrat zu versichern». Bei Bedarf an einer Psychoanalyse würde der Versicherungsbetrag pauschal abgerufen. Die Idee sei «originell», sagen Kollegen von ihm, aber auch weit entfernt von der aktuellen Debatte.
Hans Heinrich Brunner, der nie eine Psychotherapie gemacht hat, wie er sagt, weil «ich nicht gewusst hätte, wieso», betrachtet die Psychotherapie «pragmatisch»: Sie sei ein Heilmittel wie ein Medikament auch.
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Sesam Watch

Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com

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