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Donnerstag, 1. Juni 2006

Aargauer Zeitung: "Ethik-Gremien unter Beschuss"

Die Aargauer Zeitung referiert heute die Kritik an den KritikerInnen. Die Wissenschaftsseite, auf der der Artikel erscheint, ist offenbar gesponsert. Da steht:
Die Seite Wissen wird von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW unterstützt.
Der Autor Felix Straumann schreibt laut seiner Webseite sowohl journalistisch für verschiedene Publikumsmedien, als auch - im Auftragsverhältnis - PR-Texte für Hochschul- und Forschungsinstitutionen. Ist es zulässig, zu vermuten, dass damit die Ausrichtung seines Artikels teilweise zu erklären ist? Voilà:

Ethikkommissionen: Sie überprüfen, ob ethische Standards in Forschung und Medizin eingehalten werden. In jüngster Zeit geraten sie dabei vermehrt in die Kritik.

Sie heissen NEK, EKAH oder EKBB und haben teilweise sehr unterschiedliche Aufträge. Dennoch ist den zahlreichen Schweizer Ethikkommissionen eines gemein: Sie achten darauf, dass ethische Standards eingehalten werden; sei es bei heiklen Forschungsprojekten, umstrittenen medizinischen Praktiken oder in der Gentechnologie. Eine schwierige Aufgabe, deren Umsetzung in letzter Zeit vermehrt auf Kritik gestossen ist. Jüngstes Beispiel ist die Empfehlung der Nationalen Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) von vergangener Woche: Die Forschung an grossen Menschenaffen wie Gorillas oder Schimpansen soll vollständig verboten werden. Zudem mahnt die EKAH die kantonalen Ethikkommissionen zu grösster Zurückhaltung bei der Zulassung von Gesuchen für Experimente mit Affen.

Empfehlungen, die beim Tierschutzbeauftragten von ETH und Universität Zürich auf Unverständnis stossen: «Die ganze Bewertung muss in Zweifel gezogen werden.» In der Schweiz experimentiere zurzeit niemand mit grossen Menschenaffen. Abgesehen davon könne er sich auch Projekte vorstellen, die den uns nah verwandten Tieren nützen könnten, so Sigg. Als Beispiel nennt er Impfexperimente gegen das tödliche Ebola-Virus, das in Afrika die Gorillas auszurotten droht. Die geforderte Zurückhaltung bei der Bewilligung sei zudem bereits heute Alltag. Das den Empfehlungen der Ethikkommission zugrundeliegende Experiment, bei dem an der ETH mit Krallenäffchen Depressionsforschung betrieben wurde, hätten die Kommissionsmitglieder ausserdem «nicht richtig verstanden», sagt Sigg.

Doch die EKAH ist nicht die einzige Ethikkommission, die in der Kritik steht. Kopfschütteln löst vielerorts auch ein Mitglied der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK) aus. So kritisierte jüngst das Kommissionsmitglied Carola Meier-Seethaler in den Medien den vom Nationalfonds und Bundesrat bewilligten Nationalen Forschungsschwerpunkt «Sesam». Das umstrittene Grossprojekt «Sesam» will in verschiedenen Teilprojekten insgesamt 3000 Kinder von der 12. Schwangerschaftswoche an bis zum 20. Lebensjahr systematisch untersuchen und so Risikofaktoren für eine spätere Depression aufdecken.

Die renommierte Psychoanalytikerin Meier-Seethaler attestiert den Beteiligten fehlenden «demokratischem Anstand», weil nicht abgewartet wurde, bis sich die Ethikkommissionen ein Urteil hätten bilden können. Der Haken dabei: «Sesam» befindet sich erst in einer Planungsphase, in der die Einzelprojekte noch ausgearbeitet werden. Erst diese Einzelprojekte können dann die kantonalen Ethikkommissionen prüfen und gegebenenfalls genehmigen oder ablehnen. Das Geld für die Teilprojekte wird vom Nationalfonds bis zu einem positiven Entscheid zurückbehalten.

Meier-Seethaler kannte offenbar weder das Projekt noch die Abläufe bei der ethischen Prüfung ausreichend. Genau gleich der Präsident der EKAH, Klaus Peter Rippe: Der Ethiker und Geschäftsführer einer Beratungsfirma liess sich jüngst in einem Interview mit der «Wochenzeitung» für eine Stimmungsmache gegen das Projekt «Sesam» einspannen. Unter anderem diffamierte er darin die international angesehenen «Sesam»-Forscher: «Was fehlt, ist Klugheit. Man müsste diesen Leuten zeigen, wie komplex die Welt ist, bevor man sie mit ihrem Optimismus auf die Welt loslässt.»

Hermann Amstad, stellvertretender Generalsekretär der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, kann sich nur wundern über den EKAH-Präsidenten: «Die Aussagen von Herrn Rippe waren ziemlich undifferenziert; vom Präsidenten eines solchen Gremiums hätte ich dies nicht erwartet.» Auf «Sesam» selber lastet inzwischen der Druck so stark, dass man sich dort nicht zum fragwürdigen Verhalten der einzelnen Ethikkommissionsmitglieder äussern will: «Das sind Leute, die uns begutachten», sagt Barbara Glättli-Dolanc, Medienbeauftrage von «Sesam».

Einer völlig andersartigen Kritik sind die vielen kantonalen Ethikkommissionen ausgesetzt. Diese Gremien sind zuständig für die Prüfung der ethischen und wissenschaftlichen Qualität von Forschungsprojekten an Menschen. Im Parlament stellt der Basler SVP-Nationalrat und Chirurg Jean Henri Dunant die Zweckmässigkeit dieser Ethik-Gremien in einer noch hängigen Motion infrage [Anm. v. Sesam Watch: Das ist sachlich falsch. Die Motion wurde von National- und Ständerat angenommen und ist damit erledigt, also nicht mehr hängig.]. Es sei zu befürchten, dass sich diese «gegenseitig in unsinniger Weise konkurrenzieren». Vor allem so genannte Multizenterstudien, die an verschiedenen Kliniken durchgeführt werden, müssten in jedem Kanton neu beantragt würden, was zu grossen Verspätungen führe, beklagt Mitunterzeichner FDP-Nationalrat Felix Gutzwiller. Gefordert sei deshalb eine gesamtschweizerische Koordination oder eine Konzentration der verschiedenen Kommissionen.

Amstad von der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften hält den parlamentarischen Vorstoss allerdings für überflüssig: Das Humanforschungsgesetz, das sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet, sieht bereits eine Verbesserung der Situation vor. Zudem habe sich in den vergangenen vier bis fünf Jahren viel verändert und eine Konzentration der kantonalen Ethikkommissionen stattgefunden. Multizenterstudien können schon heute vereinfacht zugelassen werden.
Über 200 Kommissionen

Die Schweiz zählt über zweihundert Ethikkommissionen mit unterschiedlichen Aufgaben, Tendenz steigend. Auf nationaler Ebene existieren zwei Gremien, deren Auftrag es ist, Politik und Gesellschaft bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die Nationale Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK) befasst sich mit Fragen, die den Menschen direkt betreffen, zum Beispiel der Präimplantationsdiagnostik (PID) oder der Stammzellforschung. Die Nationale Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) befasst sich vor allem mit gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln. Auf kantonaler Ebene existieren 14 Ethikkommissionen sowie etwa gleich viele Unterkommissionen in Genf und Zürich. Sie bewilligen Forschungsprojekte an Menschen aufgrund der ethischen und wissenschaftlichen Qualität. Im Kanton Aargau beispielsweise besteht die Kommission aus 20 Mitgliedern, die die an jährlich zehn Sitzungen eingegangenen Gesuche beurteilen. Der Kanton Solothurn hat keine eigene Ethikkommission und anerkennt die Voten des Aargauer Gremiums. Die grösste Zahl der Ethikkommissionen befindet sich an den Spitälern. Diese sollen heikle Entscheide bei der konkreten Behandlung einzelner Patienten fällen. (fes)
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Sesam Watch

Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com

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