Aargauer Zeitung/MLZ vom 14.3.08: Das Aus für ein ehrgeiziges Projekt
Sesam-Studie: Millionenprojekt ist gescheitert
Die Spekulationen über die Anzahl Teilnehmerinnen schossen in den letzten Wochen ins Kraut: Statt 3000 sei nur eine «Handvoll Personen» bereit, an einem der ehrgeizigsten Projekte der Schweizer Wissenschaftsgeschichte teilzunehmen. Jetzt ist klar: Die Sesam-Studie muss bereits in der Startphase abgebrochen werden.
Das Vorhaben war weltweit einzigartig. Und die finanzielle Investition war für Schweizer Verhältnisse ausserordentlich gross. Allein bis Ende 2009 sollten über 22 Millionen Franken ausgegeben werden. Doch jetzt kommt das vorzeitige Ende: Die interdisziplinäre Langzeitstudie über die menschliche Entwicklung und die seelische Gesundheit, Sesam soll abgebrochen werden. Das Ziel, mehrere tausend Studienteilnehmende innerhalb von zwei Jahren zu rekrutieren, könne nicht erreicht werden, teilte das Sesam-Leitungsgremium gestern mit. Es wird beim Schweizerischen Nationalfonds die Einstellung der Kernstudie beantragen. Die zentrale wissenschaftliche Fragestellung, nämlich die Erforschung der Faktoren, die zu einer gesunden seelischen Entwicklung beitragen, solle aber weiter untersucht werden. Auch von der Kernstudie unabhängige Teilstudien sollen nach Möglichkeit weitergeführt werden. Vor dem Hintergrund der Zunahme psychischer Erkrankungen wie etwa Depressionen hatte Sesam zum Ziel, 3000 Kinder bis ins Erwachsenenalter periodisch zu untersuchen und zu befragen. Auch Eltern und Grosseltern waren eingeladen, bei der Studie mitzumachen.
Massive Kritik habe Sesam geschadet
Die Sesam-Leitung machte unter anderem den hohen Anspruch an die Beteiligten für das Scheitern des Projekts verantwortlich. «Viele Schwangere, die von uns angesprochen wurden, fühlten sich von den Dimensionen der Studie überfordert», erläutert Sesam-Vizedirektor Alexander Grob im MZ-Interview. «Zudem waren die mit der Teilnahme verbundenen administrativen Hürden hoch.» Geschadet habe Sesam ausserdem die massive und ungerechte Kritik, welcher das Projekt von Anfang an ausgesetzt gewesen sei, sagt Grob. Kritische Kreise wie der Basler Appell gegen Gentechnologie hatten ethische Bedenken geltend gemacht und Sesam sogar eugenische Absichten unterstellt. In einer Petition mit 12 000 Unterschriften brachten sie diese Kritik zum Ausdruck. Die Sesam-Leitung habe den Protest beiseitegeschoben, jetzt aber die Quittung kassiert. Im Aus der Kernstudie sieht der Basler Appell «eine peinliche Niederlage für die Universität Basel und für den Schweizerischen Nationalfonds, die das fragwürdige Projekt bis zuletzt verteidigt hatten». (Fes/ird)
Die Spekulationen über die Anzahl Teilnehmerinnen schossen in den letzten Wochen ins Kraut: Statt 3000 sei nur eine «Handvoll Personen» bereit, an einem der ehrgeizigsten Projekte der Schweizer Wissenschaftsgeschichte teilzunehmen. Jetzt ist klar: Die Sesam-Studie muss bereits in der Startphase abgebrochen werden.
Das Vorhaben war weltweit einzigartig. Und die finanzielle Investition war für Schweizer Verhältnisse ausserordentlich gross. Allein bis Ende 2009 sollten über 22 Millionen Franken ausgegeben werden. Doch jetzt kommt das vorzeitige Ende: Die interdisziplinäre Langzeitstudie über die menschliche Entwicklung und die seelische Gesundheit, Sesam soll abgebrochen werden. Das Ziel, mehrere tausend Studienteilnehmende innerhalb von zwei Jahren zu rekrutieren, könne nicht erreicht werden, teilte das Sesam-Leitungsgremium gestern mit. Es wird beim Schweizerischen Nationalfonds die Einstellung der Kernstudie beantragen. Die zentrale wissenschaftliche Fragestellung, nämlich die Erforschung der Faktoren, die zu einer gesunden seelischen Entwicklung beitragen, solle aber weiter untersucht werden. Auch von der Kernstudie unabhängige Teilstudien sollen nach Möglichkeit weitergeführt werden. Vor dem Hintergrund der Zunahme psychischer Erkrankungen wie etwa Depressionen hatte Sesam zum Ziel, 3000 Kinder bis ins Erwachsenenalter periodisch zu untersuchen und zu befragen. Auch Eltern und Grosseltern waren eingeladen, bei der Studie mitzumachen.
Massive Kritik habe Sesam geschadet
Die Sesam-Leitung machte unter anderem den hohen Anspruch an die Beteiligten für das Scheitern des Projekts verantwortlich. «Viele Schwangere, die von uns angesprochen wurden, fühlten sich von den Dimensionen der Studie überfordert», erläutert Sesam-Vizedirektor Alexander Grob im MZ-Interview. «Zudem waren die mit der Teilnahme verbundenen administrativen Hürden hoch.» Geschadet habe Sesam ausserdem die massive und ungerechte Kritik, welcher das Projekt von Anfang an ausgesetzt gewesen sei, sagt Grob. Kritische Kreise wie der Basler Appell gegen Gentechnologie hatten ethische Bedenken geltend gemacht und Sesam sogar eugenische Absichten unterstellt. In einer Petition mit 12 000 Unterschriften brachten sie diese Kritik zum Ausdruck. Die Sesam-Leitung habe den Protest beiseitegeschoben, jetzt aber die Quittung kassiert. Im Aus der Kernstudie sieht der Basler Appell «eine peinliche Niederlage für die Universität Basel und für den Schweizerischen Nationalfonds, die das fragwürdige Projekt bis zuletzt verteidigt hatten». (Fes/ird)
sesaminput - 14. Mär, 16:36