BaZ vom 14.3.08: «sesam»-Studie blitzte bei Frauen ab
Die geplante Untersuchung von 3000 Kindern wird nicht stattfinden
Von Stefan Stöcklin
Das vor drei Jahren mit grossen Erwartungen gestartete «sesam»-Projekt verliert seinen Kern. Der Direktor von «sesam», der Basler Psychologe Jürgen Margraf, konnte gestern seine Enttäuschung über den Abbruch der Kernstudie nicht verbergen. Er bedaure das abrupte Ende, aber da viel weniger Schwangere als geplant an der Studie teilzunehmen bereit waren, blieb keine andere Wahl. Nur 17 Frauen konnten seit dem Start letzten Oktober zur Teilnahme gewonnen werden, gut 100 hätten es bis Ende März sein sollen. Geplant war der Einschluss von 3000 Kindern, deren Entwicklung ab der Schwangerschaft bis zum 20. Altersjahr untersucht werden sollte. Versprochen haben sich die Initianten des vom Schweizerischen Nationalfonds getragenen Forschungsschwerpunktes Erkenntnisse zur Entstehung psychischer Krankheiten, vor allem Depressionen und Angststörungen. Für den Nationalfonds als wichtigsten Geldgeber von
«sesam» ist der Abbruch der Kernstudie eine «logische Folge der Rekrutierungsprobleme», wie Dieter Imboden, der Präsident des Nationalen Forschungsrates, sagte. Der Nationalfonds hat das Vorhaben seit Oktober 2005 mit 7,5 Millionen Franken unterstützt.
Teilstudien
Mit dem Abbruch der Kernstudie, den die «sesam»-Leitung beim Nationalfonds beantragt hat, sei
zwar ein Teil dieser Gelder verloren. Unabhängig von der Hauptstudie waren aber gewisse Teilstudien wissenschaftlich durchaus erfolgreich. Diese könnten im Rahmen der allgemeinen Projektförderung auch künftig unterstützt werden, so Dieter Imboden. Vor allem werde es wichtig sein, alle Doktoranden bis zum Abschluss ihrer Dissertationen zu unterstützen. Mit dem «geordneten Rückzug», wie es Imboden formulierte, sei aber auch das Ende des Nationalen
Forschungsschwerpunktes «sesam» absehbar. Dieses Forschungsförderungsinstrument ist das umfassendste unter den Bundesmassnahmen, es gibt zurzeit 20 solche Projekte schweizweit. Laut Imboden war von Anfang an klar, dass bei «sesam» mit der Probandenzahl und ethisch schwierigen Fragen besondere Gefahren lauerten. «Wir werden die Lehren daraus ziehen», so Imboden. «Dies ist kein schöner Tag für die Universität», sagte Universitätsrektor Antonio Loprieno zu dieser
Entwicklung. Aber sie sei nicht ganz überraschend gewesen und ein «Ende mit Schrecken sei allemal
besser als ein Schrecken ohne Ende». Für die Universität ändere sich mit der «Redimensionierung von «sesam» wenig, an der strategischen Ausrichtung in den Profilierungsbereichen ebenso.
Riesenflop
Die Firma Roche, die «sesam» sechs Millionen zugesagt hatte und rund zwei Millionen bereits
bezahlt hat, will erst nach einer Analyse sagen, ob sie sich an den Teilstudien weiterhin beteilige. Als «teuren Riesenflop» hingegen bezeichnete der Basler Appell gegen Gentechnologie den Abbruch von «sesam», als Desaster für die Mitarbeitenden und die Forschungsförderungsinstitutionen.
Von Stefan Stöcklin
Das vor drei Jahren mit grossen Erwartungen gestartete «sesam»-Projekt verliert seinen Kern. Der Direktor von «sesam», der Basler Psychologe Jürgen Margraf, konnte gestern seine Enttäuschung über den Abbruch der Kernstudie nicht verbergen. Er bedaure das abrupte Ende, aber da viel weniger Schwangere als geplant an der Studie teilzunehmen bereit waren, blieb keine andere Wahl. Nur 17 Frauen konnten seit dem Start letzten Oktober zur Teilnahme gewonnen werden, gut 100 hätten es bis Ende März sein sollen. Geplant war der Einschluss von 3000 Kindern, deren Entwicklung ab der Schwangerschaft bis zum 20. Altersjahr untersucht werden sollte. Versprochen haben sich die Initianten des vom Schweizerischen Nationalfonds getragenen Forschungsschwerpunktes Erkenntnisse zur Entstehung psychischer Krankheiten, vor allem Depressionen und Angststörungen. Für den Nationalfonds als wichtigsten Geldgeber von
«sesam» ist der Abbruch der Kernstudie eine «logische Folge der Rekrutierungsprobleme», wie Dieter Imboden, der Präsident des Nationalen Forschungsrates, sagte. Der Nationalfonds hat das Vorhaben seit Oktober 2005 mit 7,5 Millionen Franken unterstützt.
Teilstudien
Mit dem Abbruch der Kernstudie, den die «sesam»-Leitung beim Nationalfonds beantragt hat, sei
zwar ein Teil dieser Gelder verloren. Unabhängig von der Hauptstudie waren aber gewisse Teilstudien wissenschaftlich durchaus erfolgreich. Diese könnten im Rahmen der allgemeinen Projektförderung auch künftig unterstützt werden, so Dieter Imboden. Vor allem werde es wichtig sein, alle Doktoranden bis zum Abschluss ihrer Dissertationen zu unterstützen. Mit dem «geordneten Rückzug», wie es Imboden formulierte, sei aber auch das Ende des Nationalen
Forschungsschwerpunktes «sesam» absehbar. Dieses Forschungsförderungsinstrument ist das umfassendste unter den Bundesmassnahmen, es gibt zurzeit 20 solche Projekte schweizweit. Laut Imboden war von Anfang an klar, dass bei «sesam» mit der Probandenzahl und ethisch schwierigen Fragen besondere Gefahren lauerten. «Wir werden die Lehren daraus ziehen», so Imboden. «Dies ist kein schöner Tag für die Universität», sagte Universitätsrektor Antonio Loprieno zu dieser
Entwicklung. Aber sie sei nicht ganz überraschend gewesen und ein «Ende mit Schrecken sei allemal
besser als ein Schrecken ohne Ende». Für die Universität ändere sich mit der «Redimensionierung von «sesam» wenig, an der strategischen Ausrichtung in den Profilierungsbereichen ebenso.
Riesenflop
Die Firma Roche, die «sesam» sechs Millionen zugesagt hatte und rund zwei Millionen bereits
bezahlt hat, will erst nach einer Analyse sagen, ob sie sich an den Teilstudien weiterhin beteilige. Als «teuren Riesenflop» hingegen bezeichnete der Basler Appell gegen Gentechnologie den Abbruch von «sesam», als Desaster für die Mitarbeitenden und die Forschungsförderungsinstitutionen.
sesaminput - 14. Mär, 15:49