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Freitag, 16. Oktober 2009

NZZ-Leserbrief 13.8.09, S.9: Untaugliche Vorschläge des Nationalfonds

Das Papier der Arbeitsgruppe «Lesson learned» (leider nur in Einzahl) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), über das in der NZZ vom 10. Juli berichtet wird, darf nicht unkommentiert bleiben. Einzelne der Vorschläge sind sehr wichtig und pertinent, so zum Beispiel die Empfehlung, die Zuständigkeiten bei Multizenterstudien zu klären (was schon in Realisierung ist; hier werden Eulen nach Athen getragen), oder der Vorschlag, eine Rekurskommission zu schaffen. Dass sich hingegen die Antragsteller von Forschungsgesuchen bezüglich der Zusammensetzung der Kommissionen äussern dürften, ist nicht ein sehr durchdachter Vorschlag.
Wer beide Gremien, den Forschungsrat des SNF und die Ethikkommissionen, kennt, weiss um deren verschiedene Arbeitsweise und deren unterschiedlichen Auftrag. Ich möchte die Antwort des Forschungsrates hören, wenn jeder Antragsteller sich über die Zusammensetzung ebendieses Forschungsrates äussern würde bzw. Druck auf dessen Zusammensetzung ausüben könnte! Auch da fehlen gelegentlich «Fachkompetenzen».
Und dass sich die Ethikkommissionen nur «mit operativen Aspekten von Projekten» beschäftigen sollten, entspricht in keiner Weise dem inhärenten ethischen Auftrag oder international anerkannten Richtlinien. Ein Gesuch an den SNF hat anderen Kriterien zu genügen als ein operationalisiertes, klinisches Forschungsgesuch. Ersteres ist weiter gefasst, geht weniger in die wissenschaftlichen Details und beschreibt die vorgeschlagene Forschung in einem grösseren Zusammenhang. Ein Gesuch an die Ethikkommission hingegen ist detailliert und muss auch konkrete Vorgänge genau definieren. Zudem ist die Begutachtung der «Wissenschaftlichkeit» integraler Bestandteil der ethischen Begutachtung und kann nicht delegiert werden.
Auch der Vorschlag «Vorstudien, die für die Machbarkeitsabschätzung eines Hauptprojektes nötig sind, sollen unabhängig von der Hauptstudie und vor dieser begutachtet werden» ist unverständlich, als ob es für Vor- und Hauptstudien verschiedene «Ethiken» gäbe! Dass zudem im Fall «Sesam» von den Ethikkommissionen gemeinsam vorgegangen worden ist, braucht hier nicht wiederholt zu werden, und dass «Sesam» am fehlenden Realitätssinn der Gesuchsteller und des Forschungsrates gescheitert ist, bestreitet implizite auch der Bericht nicht!
Renato L. Galeazzi (St. Gallen)
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Sesam Watch

Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com

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