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Sonntag, 18. Dezember 2005

Personalzeitung Uni Basel über Sesam

intern, Personalzeitung, Juni'05, Titel "Neue Forschungsschwerpunkte vor dem Start"

(...) Beim NFS Sesam bestehen in Bezug auf die Räume ganz andere Bedürfnisse: «Neben Büros benötigen wir für unser Projekt zum Beispiel auch Labors und Untersuchungsräume», erklärt Jürgen Margraf. «Die Nähe zur Fakultät ist deshalb notwendig.» Der NFS Sesam sollte deshalb in unmittelbarer Nähe zum Institut für Psychologie an der Missionsstrasse untergebracht werden, in Räumlichkeiten, die zurzeit von den Juristen genutzt werden. Dazu muss aber erst eine räumliche Alternative für die Juristen gefunden werden. Ursprünglich war geplant, dass sich die Universität für über zwei Millionen Franken jährlich auf 7400 Quadratmetern im Jacob-Burckhardt-Haus, einem Büroneubau beim Bahnhof, einmietet. In seiner Mai-Sitzung hat der Universitätsrat jedoch seinen Entscheid über die Zumietung des Jacob-Burckhardt-Hauses auf Ende Juni vertagt und die Umzugspläne verschoben. Da die Juristen so lange an der Missionsstrasse bleiben, bis ein neuer Standort bereit steht, wird nun eine Lösung gesucht, damit der NFS Sesam rechtzeitig im Herbst mit dem Projekt beginnen kann.
Zu den Vorbereitungen gehört auch, die Projektbudgets für die erste Vierjahresperiode 2005–2009 zu konsolidieren. Der Beitrag des Nationalfonds an den NFS Bildkritik beträgt 7,1 Mio. Franken, an den NFS Sesam beläuft er sich auf 10,2 Mio. Franken. Zur Deckung des 4-Jahres-Budgets müssen 13,4 Mio. (Bildkritik) bzw. 11,6 Mio. Franken (Sesam) aus anderen Quellen finanziert werden. Neben den Zuwendungen der Universität Basel und einzelner Projektpartner müssen daher zusätzliche Drittmittel in der Höhe von jeweils mehreren Millionen Franken eingeworben werden. Die Universität hat sich gegenüber dem Schweizerischen Nationalfonds verpflichtet, sich für die Finanzierung zu verwenden. Das Rektorat wird sich zusammen mit den NFS-Leitern beim Einwerben von Drittmitteln engagieren.

Kasten: "NFS Sesam"
Mit einer langfristig und ganzheitlich angelegten Untersuchung will der NFS Sesam (Swiss Etiological Study ofAdjustment and Mental Health) die Wege ergründen, die zu psychischer Gesundheit oder Krankheit führen.Die interdisziplinäre Ursachenforschung stellt Kinder und Familien in den Mittelpunkt. Im Rahmen einer Langzeitstudie untersucht Sesam die persönliche psychische Entwicklung von 3000 Personen von der zwölften Schwangerschaftswoche bis in das junge Erwachsenenalter unter Einbezug ihrer Eltern und Grosseltern. So entsteht nach und nach ein aufschlussreiches Bild des komplexen Zusammenspiels von psychischen, sozialen und biologischen Faktoren bei der Entwicklung von Gesundheit und Krankheit. Der NFS Sesam steht unter der Leitung des Psychologen Prof. Jürgen Margraf. Kooperationen bestehen im Rahmen eines Netzwerkes unter anderem mit den Universitäten Fribourg, Zürich, Bern und Trier. (Bildlegende: Der NFS Sesam soll dereinst im Hinterhaus des Instituts für Psychologie untergebracht werden – doch zuerst braucht es eine neue Lösung für die dort untergebrachten Juristen.)


Intern18, November '05, "Schwerpunktbildung in der Forschung"

(...) Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) haben zum Ziel, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz in strategisch wichtigen Forschungsbereichen nachhaltig zu stärken. Die Universität Basel ist zurzeit Leading House von drei NFS. Es sind dies «Nano-Scale Science», «Swiss Etiological Study ofAdjustment and Mental Health SESAM» und «Iconic Criticism». Diese NFS sind nach Massgabe des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) konstituiert, mit dem detaillierte vertragliche Regelungen existieren. Die Universität Basel muss sich insbesondere verpflichten, an ihre NFS konkrete finanzielle Beiträge im Sinne von «matching funds» zu leisten. Die NFS werden nach jeweils vier Jahren durch ein international besetztes wissenschaftliches Advisory Board evaluiert. Bei positiver Beurteilung kann die SNF-Unterstützung auf maximal zwölf Jahre verlängert werden. Danach muss sich die Universität Basel entscheiden, wie und in welchem Ausmass die Forschungsschwerpunkte aus eigener Kraft weitergeführt werden sollen.

Sesam soll 20 Jahre dauern, nach dem Willen seiner Erfinder. Der SNF beteiligt sich maximal 12 Jahre daran. Heisst das, mit fortschreitender Dauer, müssen die Uni und Dritte anteilmässig immer mehr der Sesamkosten tragen?

Forum der LPPKJP Hessen über Sesam

Bereits am 21. Juli 2005 nahmen Walta Reuter-Dommer und Reinhold Neef im Internetforum der "Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnen u. -therapeuten und Kinder- u. Jugendpsychotherapeutinnen u. therapeuten Hessen" wie folgt Stellung zu Sesam:


KURZBESCHREIBUNG DES PROJEKTES:
Eine wissenschaftliche Projektbeschreibung mit einer Darstellung des Projektes und der Teilprojekte ist zur Zeit öffentlich nicht zugänglich. Die Homepage des Projektes verliert sich in generelle Zielvorstellungen (insgesamt 3 Seiten Werbung). Eine detaillierte Beschreibung der intendierten praeklinischen und klinischen Messungen wird nicht gegeben. Wissenschaftlichen Anforderungen genügt diese Darstellung nicht. Es gibt keine wissenschaftliche Beschreibung des Projektes für die Öffentlichkeit.
Es handelt sich um folgendes Vorhaben:
„Ein megalomanes Forschungsprojekt der Psychologischen Fakultät Basel soll 3000 Embryonen (ab12.Schwangerschaftswoche) bis zum 20. Lebensjahr mit psychologischen und neurologischen Tests wissenschaftlich messen. Kosten: ca. 6 Mio Fr. jährlich, 20 Jahre lang bis 2026. Damit soll erfasst werden, was genetisch bedingt ist und was gelernt“ Die Studie hat zum Ziel, „das psychische Wohl des Landes nachhaltig zu stärken.“(1)
Welche „Maßnahmen sollen „das psychische Wohl des Landes stärken?
Selbstverständlich müssen und sollen medizinische Behandlungen, Verhaltenstrainings und Medikamente verbessert und an deren Entwicklung gearbeitet werden. Früherkennungen und Behandlungen von Erbkrankheiten führen zu erheblichen Erfolgen und Entlastungen. Individuelle eugenische Maßnahmen wie Empfängnisverhütung, das Aufsuchen einer Genberatung, die Möglichkeit für pränatale Untersuchungen und die Möglichkeit der Frau auf Abtreibung sind verbriefte Rechte. Aber: Diese sind frei, ob sie in Anspruch genommen werden möchten oder nicht. Hier tritt kein Staat mit systematischen Maßnahmen auf den Plan. Soll sich hieran etwas ändern?
„Methoden der Psychologie, Soziologie, Psychobiologie und Molekulargenetik werden kombiniert. Dies ermöglicht sowohl den Gewinn umfassender Daten als auch kausale Rückschlüsse. SESAM soll auch dazu beitragen, einen Datenpool zu erstellen, den Wissenstransfer anzuregen...“ (2)
Welche Erkenntnisinteressen hat die Studie?
Allein, „dem psychischen Wohle des Landes zu helfen“? Oder sind auch weitere wissenschaftliche Fragen in der Studie beteiligt, wogegen ja überhaupt nichts einzuwenden ist, aber was heißt dann „Wissenstransfer“? Welche Daten bzw. welche Ergebnisse sollen im „Wissenstransfer“ weitergeben, das heißt, erforscht werden?
Der Datenpool dieser Untersuchung ermöglicht:
a) eine statistische Auswertung genetischer und familiärer Daten; z.B. zur „Gesundheitssteuerung“;
b) eine individuelle DNA-Beurteilung (im Hinblick auf besondere Indikationsbereiche) im statistischen Vergleich zur Gesamtbevölkerung;
„Die Erkenntnisse (der Studie) ermöglichen den politisch Verantwortlichen, das psychische Wohl des Landes nachhaltig zu stärken.“...“und die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft durch gezielte Behandlung (mit Verhaltenstraining und Medikamenten) nachhaltig u sichern.“ (3)
Welche Maßnahmen der politisch Verantwortlichen sollen die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft stärken?
Wird bedacht, daß politisch Verantwortliche keine fixen Größen, sondern wandelbar sind? Welche Gesellschaft soll projektiert werden? Es wäre sehr aufschlußreich, mehr über die Ziele zu erfahren:
Sollen gesundheitssteuernde Einrichtungen, verhaltensmedizinische Einrichtungen, Gesundheitsbehörden, schulrelevante Behörden einbezogen werden, um
a) entsprechend statistischer Gruppierungen psychosoziale Kontexte für Hilfsleistungen zu schaffen ,
b) für den Einzelnen oder für Familien („förderliche“) Weichen stellen zu können? Eine Einordnung des Menschen in statistische Gruppierungen, so daß der Einzelne seiner Individualität beraubt und als Mitglied einer statistischen Gruppierung betrachtet wird?
What happens then? Ist es unwahrscheinlich, daß diese Daten „irgendwie“ später zur Personalauslese, zu Versicherungen etc. fließen? Diese Datenbank ermöglicht es, jeden Einzelnen im Hinblick auf seine DNA einzuordnen und ein „Wahrscheinlichkeits“-Profil zu erstellen: „Bei diesem Kind liegt die Wahrscheinlichkeit, daß es später an Krebs erkrankt, bei 20%, die Wahrscheinlichkeit, daß es den Leistungsanforderungen der Realschule nicht gewachsen ist, bei 30%, die Wahrscheinlichkeit für aggressive Verhaltensdurchbrüche bei 35%.“
Wir möchten auf das Grundgesetz verweisen:
• „Die Würde des Menschen ist unantastbar“
• „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“
• „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“
• „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“
Der Grundgedanke der Chancengleichheit, dem wir ja unser aktuelles Wohlbefinden verdanken, wird untergraben durch eine Reduktion auf genetische Determinanten.
„Ängste, Depressionen, Sucht oder Jugendgewalt geben zunehmend Anlaß zur Sorge. Persönliches Leiden, aber auch die enormen Kosten machen es immer dringender, die Wege zu verstehen, die zu seelischen Störungen und zu mangelnder Anpassung an gesellschaftliche Bedingungen führen.“ ( 2) Die Konklusion daraus ist aber leider reduktionistisch: „Die Ursachenforschung muss zwingend Kinder und Familien in den Mittelpunkt stellen.“ (3) Prof. Margraf, Leiter des Projektes: „Psychologie ist die Wissenschaft von der menschlichen Software.“(4)
Soziale Faktoren und kulturelle Traditionen werden nicht erwähnt. Ein dialektisches Verhältnis zwischen individueller Anpassung und gesellschaftlichen Bedingungen wird nicht thematisiert. Der Ansatz ist geschichtslos, nicht nur im Hinblick auf die Vergangenheit, sondern auch im Hinblick auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft. Der Schwerpunkt der Studie „zum psychischen Wohle des Landes“ liegt in genetischer Forschung und DNA-Analyse. Aber biologische Determinanten allein entwickeln nicht die menschliche Kultur.
Uns erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß sich aus dieser verkürzten (verstümmelten?) Sicht ein Plan zur Verbesserung der „menschlichen Software“ entwickeln kann zur Lösung der Probleme, zum Wohle des Landes, im schwierigen Feld von „Eugenes – wohlgeboren“, Verhütung von Erbkrankheiten, Entfaltung der gesunden Erbanlagen? („Die Träger der Initiative für „menschenwürdige Fortpflanzung“ behaupten, in das neue Fortpflanzungsmedizingesetz sei „eugenisches Gedankengut“ eingeflossen und es werde der Boden für den Menschen „nach Maß“ vorbereitet. Sie fordern ein Verfassungsverbot für die Zeugung in die Retorte und für die Samenspende. Das Fortpflanzungsmedizingesetz erlaubt grundsätzlich die Zeugung im Reagenzglas ,NZZ 21.01.00)
Eingedenk der Tatsache, dass rund zwei Drittel der Gelder von der Pharmaindustrie kommen, fragt man sich, welches Ergebnis diese sich von der Studie erhofft? Die Studie wurde aktuell genehmigt in einem gesundheitspolitischen Klima in der Schweiz, das gerade einen weiteren Rotstift für Psychotherapie einsetzt, wobei anzufügen ist, daß psychologische Psychotherapie sowieso nicht in die Grundversorgung fällt, außer der delegierten Psychotherapie (die in den Räumen des Arztes und unter seiner Leitung erfolgen muß) und diese soll jetzt gestrichen werden. (Herr Brunner, der Vizedirektor des Bundesamtes für Gesundheit: „Die Behandlung psychischer Krankheiten wie Schizophrenie haben wir nie in Frage gestellt. Es geht um die Abgrenzung zu bloßen Befindlichkeitsstörungen...Es gibt Hinweise, daß Kurzinterventionen sehr wirksam sind. Man könnte sich ein Degressivmodell vorstellen: In einer ersten Phase zahlt die Kasse sehr viel, dann immer weniger.“ , FACTS 30. Juni 05; S. 57) „BAG-Mann Brunner ortet im Psychobereich ein siebenstelliges Sparpotential.“ (5)

Abschließend: Die Ergebnisse jeder wissenschaftlichen Untersuchung können mißbraucht werden, dennoch spielt sich Wissenschaft nicht im wertfreien Bereich ab. Jede Wissenschaft hat auch Verantwortung für die Verwendung ihrer Ergebnisse, soweit diese überblickbar ist. Die Verwendung der Ergebnisse dieser Untersuchung wird nicht allein, wie vielleicht erwünscht, wichtige Hilfestellungen zu Diagnostik und Behandlung von Krankheiten geben, sondern grundsätzliche Veränderungen von Gesellschaft und Kultur nach sich ziehen, wenn Menschen für ihren Lebensentwurf nach ihrer genetischen Disposition beurteilt und zugeordnet werden. Ein möglicher späterer Mißbrauch (sicher durch diese Studie nicht intendiert) zur z.B. Personalauslese schließt sich diesem Denken dann nur „folgerichtig“ an. Mag sein, daß diese Studie eine gute Hilfe intendiert. Aber sie ist „eine Kraft, die das Gute will und das Böse schafft.“

Ob wohl Hölderlin oder Nietzsche geboren wären, wenn man gewußt hätte, daß sie „verrückt“ sind / werden?

1) Baseler Zeitung BAZ; 06.04.2005; Ursula Walter, Basel, lic.phil. I. Psychoanalytikerin
3) Kurzporträt der SESAM-Studie (http://www.psycho.unibas.ch/sesam)
2) Deutsches Ärzteblatt, (Psychische Störungen: Start Schweizer Langzeitstudie, PP 4, Februar 2005, Seite 54
4) WOZ; „Die Wochenzeitung“; 10.03.05
5) FACTS 30. Juni 05; S. 53

Hier ein populärwissenschaftlicher, aber interessanter Film über eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder nach ihrer genetischen Disposition einordnet: http://www.kinopolis.de/filminfo/g/gattaca.html

NZZaS, Reaktionen auf "Kostenschub bei der Psychotherapie"

Leserinnenbriefe auf diesen Artikel in der NZZ am Sonntag vom 11.12.05

Dass in der Schweiz eine Unterversorgung mit Psychotherapie besteht, ist in Fachkreisen schon lange bekannt. Es ist daher erfreulich, dass das Bundesamt für Gesundheit dies nun auch zur Kenntnis nimmt. Es erstaunt mich allerdings sehr, dass man sich dort nicht fragt, was man dagegen tun kann, sondern nur, wie man die Kosten für Psychotherapie senken kann. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass eine ungenügende Behandlung psychischer Erkrankungen zu Mehrkosten in anderen Bereichen der Medizin führt und vermeidbare Arbeitsunfähigkeit und Invalidität zur Folge hat. Leute mit Panikstörungen haben ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt; die Prognose für Leute, die nach einem Herzinfarkt depressiv sind, ist schlechter usw. Von den Belastungen für die Angehörigen und ihre Kinder ganz zu schweigen.
Es wird heute schon verlangt, dass eine Psychotherapie - wie jede medizinische Behandlung - die «WZW-Kriterien» (Wissenschaftlichkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit) erfüllen muss. Dies bedeutet aber nicht, dass jede psychische Störung mit einer Kurz-Psychotherapie geheilt werden kann. Bei Personen mit einer neu aufgetretenen psychischen Erkrankung und intakten Ressourcen (gut strukturierte prämorbide Persönlichkeit, normale Intelligenz, gutes Umfeld usw.) ist eine Kurztherapie häufig ausreichend, nicht aber bei psychisch schwer beeinträchtigten Patienten, die schon jahrelang krank sind, schwer traumatisiert wurden oder in einer sehr belastenden psychosozialen Situation leben.
Es gibt eine ganze Reihe körperlicher Krankheiten, deren Behandlung ebenfalls aufwendig ist. Bei manchen dieser Erkrankungen haben in den letzten Jahren die Häufigkeit wie auch die Behandlungskosten des einzelnen Patienten ebenfalls zugenommen, zum Beispiel bei den chronischen obstruktiven Lungenkrankheiten oder beim Diabetes mellitus Typ 2. Bisher ist aber noch niemand auf die Idee gekommen, zu sagen, die Kosten dieser Behandlungen müssten gesenkt werden, indem diese Patienten weniger oft inhalieren dürfen oder weniger Insulin bekommen als nötig.

Dr. med. Monika Diethelm-Knoepfel, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Uzwil (SG)

Eine halbe Million Schweizer hätten eine psychotherapeutische Behandlung nötig. Heute weiss man, dass die Ursache sämtlicher späterer Neurosen in den ersten Lebensjahren liegen, d. h. von Umweltfaktoren der ersten zehn Lebensjahre abhängig sind. Wäre es nicht an der Zeit, als Sparmassnahme die Ursachen zu verändern, die zu seelischen Störungen führen? Eine Elternausbildung als vorbeugende Massnahme und eine Lehrer-Weiterbildung für die Grundstufe würden dem Bund Millionen von Franken einsparen! Die erste und vorläufig einzige Elternausbildung in der Schweiz, die seit zehn Jahren erfolgreich betrieben wird, hat sich zum Ziel gesetzt, zur Gesundung der nächsten Generation beizutragen.

Mària Kenessey, Zürich

"TrennungsAngstProgramm für Familien TAFF" in der SoZ

Die SonntagsZeitung berichtet über das TAFF unter der Federführung von Prof. Silvia Schneider von der Basler Fakultät für Psychologie (Co-Leiterin der Kernstudie von Sesam) unter dem Titel:

"Nachts, wenn die Angst kommt - Mit einer neuen Therapie wird Trennungsangst bei Kindern erfolgreich behandelt".

Der letzte Abschnitt des Artikels lautet:

In einer Studie werden derzeit die Erfolge der neuen Therapiemethode überprüft. Die Analyse der Krankengeschichten der ersten Kinder, die die Therapie abgeschlossen haben, zeigt, dass die neue Methode wirksam ist. Tatsächlich erfüllen vier Wochen nach Therapieende nur noch 20 Prozent der Kinder die Kriterien einer Angsterkrankung; bei der globalen Therapie sind es mehr als 30 Prozent. Eindeutig ist das Ergebnis jedoch noch nicht: «Wir müssen weitere Patienten in die Studie einbeziehen, um etwaige Unterschiede zuverlässig beurteilen zu können», sagt Blatter.

Zusammengefasst: TAFF "kuriert" 80%, "globale Therapie" gegen 70%. TAFF ist also rund 15% "wirksamer". Weiter oben im Artikel steht:

Will ein Kind etwa regelmässig bei den Eltern schlafen, geht die Therapeutin zur Schlafenszeit in die Wohnung der Familie. Nach einer Vorbesprechung mit der ganzen Familie demonstriert sie den Eltern, wie sie dem Kind mit ihrem Verhalten am besten helfen können. Rennen die Jungen und Mädchen schreiend oder weinend aus dem Kinderzimmer, werden sie wortlos in ihr Bett zurückgebracht. Die Eltern sprechen den Kindern dann Mut zu, verlassen das Zimmer aber wieder. «Nach und nach wird die Verantwortung für die Situation dann den Eltern übergeben», so Blatter. Die Fortschritte werden wöchentlich in der Klinik besprochen.

Rät nicht so ziemlich jeder Ratgeber zum Thema "schlafen & Kinder" (auch dieser) zu genau diesem Vorgehen? Einfach ohne "Therapeutin zur Schlafenszeit in der Wohnung".
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Sesam Watch

Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com

Grundsätze



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