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Sonntag, 11. Dezember 2005

Bock = Gärtner????

Artikel in der NZZ am Sonntag von heute aus der Feder von Erich Aschwanden, der Bezug nimmt auf eine neue Studie, an der Jürgen Margraf mitgeschrieben hat:

Kostenschub bei der Psychotherapie
Laut einer Studie hätten über eine halbe Million Schweizer eine Behandlung nötig
Eine vollständige Abdeckung des Bedarfs an Psychotherapien hätte einen Kostenanstieg von 400 bis 570 Millionen Franken zur Folge. Das Bundesamt für Gesundheit will die Leistungen nun einschränken.
Als am Mittwoch bekannt wurde, dass Hans Heinrich Brunner seinen Posten als Vizedirektor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) abgibt, dürften einige aufgeatmet haben. Doch die Freude war verfrüht, denn er will in seinem verbleibenden Pensum den Druck auf die Leistungserbringer nicht lockern. «Nach der Entlastung von den administrativen Aufgaben kann ich mich in meinem Halbzeitjob, den ich beim Bund behalte, noch stärker auf die Programme zur Kostensenkung konzentrieren», sagt Brunner gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Ins Visier genommen hat er die Psychotherapie, bei der ein enormer Kostenschub droht. Ende Oktober ist die Vernehmlassung zum Gesetz über die Psychologieberufe abgelaufen, das die Anforderungen an diese Berufe landesweit vereinheitlicht und den Titel Psychologe schützen soll. Gemäss Brunner heisst dies mittelfristig, dass Psychotherapeuten als Leistungserbringer im Sinne des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) anerkannt werden. Heute können über die Grundversicherung nur psychologische Leistungen abgerechnet werden, die von Ärzten erbracht werden oder von Psychologen, die Patienten von Ärzten zugewiesen erhalten. 2004 beliefen sich diese Kosten auf rund 500 Millionen Franken.
Zu wenig Therapien
Im Auftrag des BAG hat das Institut Schweizer Gesundheitsobservatorium abgeklärt, welche Folgen die Zulassung der Psychotherapeuten zum KVG hätte. Die Studie* kommt zu zwei Schlüssen: Die Schweiz ist momentan mit Psychotherapien schlecht versorgt. Heute werden rund 146 000 Patienten wegen Angstzuständen, Depressionen und anderen Störungen behandelt. Die Autoren gehen davon aus, dass bis zu 553 000 Personen eine Therapie nötig hätten und eine solche auch antreten möchten. «Es muss daher darüber entschieden werden, ob die Versorgungslage verbessert werden soll und welche Kosten dafür in Kauf genommen werden sollen», heisst es in der Studie.
Die Experten haben mehrere Szenarien analysiert. Sollten Psychotherapeuten völlig frei zugelassen werden, hätte dies Mehrkosten von 398 bis 571 Millionen für die obligatorische Krankenversicherung zur Folge. Mit Einschränkungen wie Einholen einer Zweitmeinung, tieferen Grenzen für die Therapiedauer von heute 60 Stunden auf 40 Stunden oder Überweisung durch den Arzt liegen die Mehrkosten zwar tiefer, aber immer noch deutlich über den heutigen Ausgaben. Konkrete Zahlen dazu nennen Experten nicht. Sie raten von einer uneingeschränkten Zulassung der Psychotherapeuten ab. Kostenneutral wäre die Zulassung nur, wenn neben den Beschränkungen die Vertragsfreiheit zwischen Krankenkassen und Therapeuten eingeführt würde. Ausserdem sollen gemäss diesem Szenario in der Grundversicherung nur Behandlungen zugelassen werden, die ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.
Beim BAG und den Psychotherapeuten zieht man völlig unterschiedliche Schlüsse aus dem Bericht, der auf beiden Seiten als «qualitativ hochstehend» gilt. Hans Heinrich Brunner sieht sich bestätigt in seiner Annahme, dass die Nachfrage nach Psychotherapien stark steigen wird und alles unternommen werden muss, damit die Ausgaben nicht zu stark steigen. Er bezweifelt, dass die Vertragsfreiheit sich positiv auswirkt: «In den USA hat man dies gemacht, und die Kosten sind noch stärker angewachsen.» Raimund Dörr, Präsident des Schweizer Psychotherapeutinnen- und Psychotherapeuten-Verbandes (SPV), legt das Schwergewicht auf die Unterversorgung: «Wenn eine psychische Störung nicht rechtzeitig und richtig behandelt wird, hat dies in vielen Fällen körperliche Erkrankungen oder sogar das Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess zur Folge.» Als Beispiel nennt er den Fall eines Mannes, der nach einem Autounfall an Angstzuständen litt. Nach 40 Therapiesitzungen konnte er wieder voll in den Beruf einsteigen. «Diese Investition hat sich gelohnt», sagt Dörr.
Dauer begrenzen
Doch Brunner macht klar, dass die Kosten nicht steigen dürfen, sondern sinken müssen. So will er bis Mitte 2006 Gesundheitsminister Couchepin Vorschläge unterbreiten, «mit denen der wild wachsende Baum der Psychotherapien etwas zurechtgestutzt wird». Doch da es schwierig ist, Abgrenzungen zwischen verschiedenen Therapieformen zu machen, setzt er den Hebel bei der Behandlungsdauer an: «Bei den meisten Therapien wird der maximale Nutzen nach zehn bis zwölf Stunden erreicht. Die Endlos-Therapien, bei denen jemand immer wieder aufgeboten wird, sind sinnlos.» Wo die Grenzen gezogen werden sollen, klärt das BAG momentan mit Experten ab.
SPV-Präsident Dörr warnt vor willkürlichen Vorgaben: «Bereits heute sind wir bemüht, die Therapie so kurz wie möglich zu halten, schliesslich soll Leiden verringert oder beendet werden und nicht verlängert. Aber es gibt auch psychische Erkrankungen, wie dissoziative Störungen, bei denen die durchschnittliche Behandlungsdauer sechs bis acht Jahre beträgt.» Er befürchtet, dass der Bund einen riesigen und dementsprechend teuren Kontrollapparat aufzieht, um überprüfen zu können, ob die Therapeuten effizient arbeiten.
* Zulassung der psychologischen Psychotherapeut/innen zur Krankenversicherung? Spycher, Markgraf [sic! es ist aber Margraf], Meyer. Neuenburg 2005.


Versteh ich das richtig (ohne den ObSan-Bericht im Original gelesen zu haben)? Ein Bericht mit Margraf als Co-Autor diagnostiziert, dass 553'000 Personen in der Schweiz eine Psychotherapie nötig hätten (=10% der erwachsenen Bevölkerung), was bis zu einer halben Milliarde Mehrkosten verursachen würde. Andererseits ist derselbe Autor Leiter eines Projektes (Sesam), das sich auf die Fahnen geschrieben hat, die unter anderem durch psychische Krankheiten verursachten Kosten des Gesundheitswesens runterzubringen:

The results will have implications for a sound understanding and theoretical framework of the development of mental health in general. This will not only help to advance our scientific knowledge, but will also contribute significantly to the development and implementation of prevention, treatment, and public health strategies in Switzerland. In this way, the NCCR will help reduce or even avoid harm in human beings as well as reduce health care costs and increase competitiveness of the Swiss economy.

Überspitzt gefragt: Diagnostiziert Margraf der Schweizerischen Gesellschaft einerseits im ObSan-Bericht die Krankheit, die er an ihr andererseits mit Sesam dann gleich kurieren will? Ist das nun folgerichtig und konsequent, oder macht sich hier via diese Personalunion von "Diagnostizierendem" und "Therapeut" der Bock gleich selber zum Gärtner? Wie ist die wissenschaftliche Objektivität der argumentativen Grundlagen von Sesam zu garantieren, wenn der Leiter sie (mit)verfasst hat? Ist das nicht so, als ob - ein drastischer Vergleich, zugegeben - die Mehrheit der Mitglieder jenes Gremiums, das die Atomkraftwerke bewilligt, Aktien der Atomindustrie besitzen würde? Eine Frage im Sinne von: Wer kontrolliert die Kontrolleure?
UPDATE 12.12.: Der Vergleich mit dem AKW-Gremium hinkt natürlich so, wie oben beschrieben. Präziser wäre: Das energiepolitische Gremium, das in Grundlagenpapieren zuhanden der Behörden den Bedarf für neue AKWs feststellt, ist personell teilweise deckungsgleich mit der Bauherrschaft von AKWs. So etwa.
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Sesam Watch

Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com

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