NZZ-Leserbrief: "Ohrfeige für Sesam"
NZZ 3.4.07, S. 17:
Kürzlich hat die Ethikkommission beider Basel, die das Forschungsprojekt «Sesam» zu beurteilen hatte, beschlossen, das Projekt nur unter Auflagen zuzulassen; so wird man u. a. auf die DNA-Untersuchung bei Kindern verzichten müssen (NZZ 20. 3. 07). Nach Meinung der Kommission könnte die Offenbarung genetischer Informationen für Jugendliche zu einer lebenslangen Belastung werden, was wohl auch zu psychischen Erkrankungen führen könnte - die Studie hätte somit selber produziert, was sie erforschen wollte. Und wie reagieren die «Sesam»- Verantwortlichen auf diese Ohrfeige? Der Vizedirektor habe sich «ausserordentlich glücklich» über den «grosso modo positiven Entscheid» gezeigt, heisst es im Bericht. Einzige Sorge ist, dass die Auflagen der Kommission zu höheren Kosten führen werden. Dass den Forschern die kritischen Gedanken nicht selber gekommen sind, ist offenbar nicht der Rede wert. Scham gehört nicht ins Repertoire der positivistischen Universitäts-Psychologen. Wenn das psychische Gesundheit ist, brauchen wir keine psychischen Krankheiten mehr.
Dr. med. Christoph Zimmermann, Psychoanalytiker, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (Bern)
Kürzlich hat die Ethikkommission beider Basel, die das Forschungsprojekt «Sesam» zu beurteilen hatte, beschlossen, das Projekt nur unter Auflagen zuzulassen; so wird man u. a. auf die DNA-Untersuchung bei Kindern verzichten müssen (NZZ 20. 3. 07). Nach Meinung der Kommission könnte die Offenbarung genetischer Informationen für Jugendliche zu einer lebenslangen Belastung werden, was wohl auch zu psychischen Erkrankungen führen könnte - die Studie hätte somit selber produziert, was sie erforschen wollte. Und wie reagieren die «Sesam»- Verantwortlichen auf diese Ohrfeige? Der Vizedirektor habe sich «ausserordentlich glücklich» über den «grosso modo positiven Entscheid» gezeigt, heisst es im Bericht. Einzige Sorge ist, dass die Auflagen der Kommission zu höheren Kosten führen werden. Dass den Forschern die kritischen Gedanken nicht selber gekommen sind, ist offenbar nicht der Rede wert. Scham gehört nicht ins Repertoire der positivistischen Universitäts-Psychologen. Wenn das psychische Gesundheit ist, brauchen wir keine psychischen Krankheiten mehr.
Dr. med. Christoph Zimmermann, Psychoanalytiker, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (Bern)
patpatpat - 3. Apr, 10:43