Sesam Watch (Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com)
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Beobachtungen und Notizen zum Schweizer NCCR "Sesam", der 3'000 Kinder und ihr Umfeld vom ersten Ultraschallbild an 20 Jahre lang beobachten wollte (vorzeitiger Abbruch: 13.3.08). Autonom, skeptisch, ehrenamtlich. Kontakt: sesamwatch@gmail.com
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2009-11-21T09:45:27Z
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2000-01-01T00:00:00Z
Sesam Watch
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Aargauer Zeitung: "Margraf verlässt enttäuscht die Schweiz"
http://sesam.twoday.net/stories/6053656/
Bis vor einigen Monaten war <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5757983/">unklar, ob Jürgen Margraf nun nach Bochum wechselt oder nicht</A>. Jetzt schrieb aber Felix Strauman am 13. November in der Aargauer Zeitung:<br />
<b>(Start Artikel)</b><br />
<br />
<b>Der profilierte Depressionsforscher Jürgen Margraf verlässt enttäuscht die Schweiz.</b><br />
<br />
Ausgerechnet jetzt nach dem Tod des deutschen Nationaltorhüters Robert Enke, wo vielen Menschen die Bedeutung oft tabuisierter psychischer Krankheiten schmerzlich bewusst wird, verlässt einer der profiliertesten Depressionsforscher der Schweiz enttäuscht das Land. Jürgen Margraf, Psychologieprofessor an der Universität Basel, wurde von Deutschland mit einer Humboldt-Professur abgeworben. Margraf hat entschieden, das Angebot anzunehmen, und wird am 1. März 2010 eine attraktive Stelle an der Ruhr-Universität Bochum antreten unbelastet von administrativen Aufgaben und ausgestattet mit einem komfortablen Forschungsbudget.<br />
Mit dem Namen Jürgen Margraf eng verbunden ist einesder bemerkenswertesten Forschungsprojekte der Schweiz. Der 22 Millionen Franken teure nationale Forschungsschwerpunkt mit dem Namen Sesam (Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health) an der Universität Basel hatte das ambitionierte Ziel, die Entstehung psychischer Krankheiten interdisziplinär mit Methoden der Soziologie, Psychologie und Biologie zu untersuchen. Dazu wollte man 3000 Kinder von der zwölften Schwangerschaftswoche an bis zum 20. Lebensjahr systematisch mit ihrem gesamten Lebensumfeld inklusive Eltern und Grosseltern zu verfolgen.<br />
Obwohl das Projekt von internationalen Gutachtern beste Noten erhielt, scheiterte das Projekt kläglich und wurde vor anderthalb Jahren auf Antrag der Projektleitung gestoppt. Ein Bericht des Nationalfonds macht dafür unter anderem die Opposition radikaler Interessengruppen verantwortlich. Wenn auch nicht namentlich erwähnt, ist damit vor allem der «Basler Appell gegen Gentechnologie» gemeint, der von Beginn an Stimmung gegen das Projekt machte. Ebenfalls bedeutend waren laut Autoren des Berichts die falsch eingeschätzte Teilnahmebereitschaft von werdenden Müttern sowie unklare rechtliche Zuständigkeiten zwischen den Kantonen.<br />
<br />
<i>Herr Margraf, Sie haben sich entschieden, der Schweiz den Rücken zu kehren. Mussten Sie lange überlegen?</i><br />
<br />
<b>Jürgen Margraf:</b> Letzten Endes schon. Ich bin seit gut zehn Jahren Professor an der Universität Basel und habe zusammen mit Kollegen sehr viel Aufbauarbeit und Herzblut hineingesteckt. Mir ist aber klar geworden, dass es unter den gegebenen Rahmenbedingungen sehr schwierig sein würde, in den nächsten zehn Jahren einen grossen Schritt nach vorne zu machen.<br />
<br />
<i>Ich nehme an, Sie sprechen vor allem Ihr gescheitertes «Sesam»-Projekt an.</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Das ist sicher ein Aspekt. Diese Erfahrung hat gezeigt, dass es in der Schweiz sehr schwierig ist, so ein Projekt an der Schnittstelle von Sozial- und Naturwissenschaften umzusetzen.<br />
<br />
<i>Was hat aus Ihrer Sicht rückblickend zum Scheitern geführt?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Dazu gibt es einen Bericht aus einer unabhängigen Nationalfonds-Untersuchung. Aus meiner Sicht hat eine Mischung verschiedener Faktoren dazu geführt, dass die hohen Anforderungen an den nationalen Forschungsschwerpunkt nicht realisierbar waren. Unter anderem ist bis heute nicht klar, wer zuständig ist, wenn eine Studie über mehrere Kantone und Disziplinen geht. In diesem Umfeld hatten wir nicht genügend Unterstützung.<br />
<br />
<i>Was hätte dann konkret passieren müssen?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Zum Beispiel können bei ungerechtfertigten öffentlichen Angriffen die kritisierten Forscher schlecht selber sagen: Es ist aber alles ganz wundervoll, was wir machen. Da müssen andere aktiv werden und da ist auch die Universitätsleitung gefordert. Ein interdisziplinäres Projekt ist immer eine schwierige Aufgabe, aber unter normalen Umständen können die Probleme gelöst werden. Doch unter erschwerten Umständen können Hindernisse plötzlich zu unüberwindbaren Hürden werden.<br />
<br />
<i>Planen Sie eine Neuauflage des Sesam-Projekts in Deutschland?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Diese Art Forschung läuft inzwischen an verschiedenen Orten der Welt. Es ist nicht sinnvoll, das Gleiche mit fünf Jahren Verspätung nun noch einmal zu machen. Ich werde andere Projekte beginnen. Für mich bleibt weiter die grosse Herausforderung, zu klären, was die Ursachen von gesunder und kranker Entwicklung in einem so tabuisierten Gebiet wie der Psyche sind. Das muss bewältigt werden, sonst werden wir weiterhin jede Menge menschliches Leid und sehr hohe unnötige Kosten haben. Andere Themen, mit denen ich mich beschäftigen werde, sind die psychotherapeutische Behandlung bei Angsterkrankungen und Depressionen und die Frage, wie das alles im Guten wie im Schlechten in Familien weitergegeben wird und ob wir darauf Einfluss nehmen können.<br />
<br />
<i>Hätte man den Tod des deutschen Nationaltorhüters Robert Enke verhindern können?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Ich kenne den Fall nur aus der Ferne, es scheint aber, dass man versucht hat, alles richtig zu machen. Er hatte auch eine stabile, liebevolle Beziehung und trieb Sport beides schützende Faktoren bei Depression. Bei Enke hat es trotzdem nicht gereicht. Im Einzelfall kann man das einfach nicht mit Sicherheit voraussagen.<br />
<br />
<i>Was neben den Erfahrungen mit dem Sesam-Projekt hat Sie sonst noch dazu bewogen, die Schweiz zu verlassen?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Die Situation an den Universitäten. In Basel ist die Zahl der Studierenden in den letzten Jahren dramatisch nach oben gegangen. Wir haben in der Psychologie seit Jahren ein Betreuungsverhältnis von über 100 Studierenden auf eine Professur. Das ist auf Dauer absolut untragbar. Das geht nur mit riesigem Aufwand und auf Kosten des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Forschung. Ab 1 zu 80 müssten eigentlich sofort Notmassnahmen eingeleitet werden. Dazu gäbe es eidgenössische Vereinbarungen, an die sich die Universität aber nicht hält.<br />
<br />
<i>Wenn Sie die Forschungslandschaft in den letzten Jahren beobachten: Sind die Schweizer wissenschaftsskeptischer geworden?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Ich glaube, dass es zwei gegenläufige Entwicklungen gibt. Viele Leute finden Forschung wichtiger und sinnvoller denn je. Daneben gibt es eine kleinere Anzahl von Leuten, die ganz dagegen sind. Ob dieser Teil grösser geworden ist, weiss ich nicht. Aber er ist da. Und die Rahmenbedingungen in der Schweiz mit dem starken Föderalismus, der Basisdemokratie und der Angst der Politiker, für heikle Themen einzustehen, machen es möglich, dass kleinere Gruppierungen überproportionalen Einfluss haben. Hinzu kommt, dass man beim Thema psychische Gesundheit immer noch auf Vorbehalte stösst. Ich werde das Gefühl bis heute nicht los, dass viele nicht realisieren, wie häufig und schwerwiegend psychische Probleme in unserer Gesellschaft sind. Immer wieder sind die Menschen erstaunt, wenn ich Zahlen zur Häufigkeit solcher Erkrankungen vortrage. Dabei sind diese überhaupt nichts Neues und betreffen auch viele andere Länder.<br />
<br />
<i>Wie reagieren denn die Leute auf Ihre Zahlen?</i><br />
<br />
<b>Margraf:</b> Statt zur Kenntnis zu nehmen, dass psychische Krankheiten wirklich häufig sind und man etwas dagegen tun müsste, gibt es bei manchen Leuten alle möglichen Mutmassungen, warum ich jetzt solche Zahlen sage: «Will der jetzt riesige Beschäftigungsprogramme für Psychologen starten oder seine eigene Wichtigkeit erhöhen?» Ich glaube, dass die Probleme der psychischen Gesundheit grundsätzlich unterschätzt werden.<br />
<b>(Ende Artikel aus der Aargauer Zeitung)</b><br />
<br />
P.S. Zu einigen Primärquellen für die Zahlen, "wie häufig und schwerwiegend psychische Probleme in unserer Gesellschaft sind", siehe <a href="http://io1.blogspot.com/2009/06/panikattacken-und-angstzustande-weit.html" target="_blank">die Links in diesem Blogposting</a>. Zu Margrafs Kritik an den Kritikern siehe <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5810719/">dieses Posting bei Sesam Watch</a>.
sesaminput
Margraf
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2009-11-21T09:20:00Z
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NZZ-Leserbrief 13.8.09, S.9: Untaugliche Vorschläge des Nationalfonds
http://sesam.twoday.net/stories/5995805/
Das <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5810719/">Papier der Arbeitsgruppe «Lesson learned»</a> (leider nur in Einzahl) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), über das in der NZZ vom 10. Juli berichtet wird, darf nicht unkommentiert bleiben. Einzelne der Vorschläge sind sehr wichtig und pertinent, so zum Beispiel die Empfehlung, die Zuständigkeiten bei Multizenterstudien zu klären (was schon in Realisierung ist; hier werden Eulen nach Athen getragen), oder der Vorschlag, eine Rekurskommission zu schaffen. Dass sich hingegen die Antragsteller von Forschungsgesuchen bezüglich der Zusammensetzung der Kommissionen äussern dürften, ist nicht ein sehr durchdachter Vorschlag.<br />
Wer beide Gremien, den Forschungsrat des SNF und die Ethikkommissionen, kennt, weiss um deren verschiedene Arbeitsweise und deren unterschiedlichen Auftrag. Ich möchte die Antwort des Forschungsrates hören, wenn jeder Antragsteller sich über die Zusammensetzung ebendieses Forschungsrates äussern würde bzw. Druck auf dessen Zusammensetzung ausüben könnte! Auch da fehlen gelegentlich «Fachkompetenzen».<br />
Und dass sich die Ethikkommissionen nur «mit operativen Aspekten von Projekten» beschäftigen sollten, entspricht in keiner Weise dem inhärenten ethischen Auftrag oder international anerkannten Richtlinien. Ein Gesuch an den SNF hat anderen Kriterien zu genügen als ein operationalisiertes, klinisches Forschungsgesuch. Ersteres ist weiter gefasst, geht weniger in die wissenschaftlichen Details und beschreibt die vorgeschlagene Forschung in einem grösseren Zusammenhang. Ein Gesuch an die Ethikkommission hingegen ist detailliert und muss auch konkrete Vorgänge genau definieren. Zudem ist die Begutachtung der «Wissenschaftlichkeit» integraler Bestandteil der ethischen Begutachtung und kann nicht delegiert werden.<br />
Auch der Vorschlag «Vorstudien, die für die Machbarkeitsabschätzung eines Hauptprojektes nötig sind, sollen unabhängig von der Hauptstudie und vor dieser begutachtet werden» ist unverständlich, als ob es für Vor- und Hauptstudien verschiedene «Ethiken» gäbe! Dass zudem im Fall «Sesam» von den Ethikkommissionen gemeinsam vorgegangen worden ist, braucht hier nicht wiederholt zu werden, und dass «Sesam» am fehlenden Realitätssinn der Gesuchsteller und des Forschungsrates gescheitert ist, bestreitet implizite auch der Bericht nicht!<br />
Renato L. Galeazzi (St. Gallen)
sesaminput
Aussenreaktionen
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2009-10-16T11:31:00Z
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"Sesam" heisst auf Englisch "National Children's Study"
http://sesam.twoday.net/stories/5812593/
Was in der Schweiz mit 3'000 Kindern scheiterte, <a href="http://www.nationalchildrensstudy.gov">soll in den USA mit 100'000 gelingen</a>:
<blockquote>The National Childrens Study will examine the effects of environmental influences on the health and development of 100,000 children across the United States, following them from before birth until age 21. The goal of the Study is to improve the health and well-being of children.<br />
The Study defines environment broadly, taking a number of natural and man-made environmental, biological, genetic, and psychosocial factors into account. By studying children through their different phases of growth and development, researchers will be better able to understand the role these factors have on health and disease. Findings from the Study will be made available as the research progresses, making potential benefits known to the public as soon as possible.<br />
Ultimately, the National Childrens Study will be one of the richest research efforts geared towards studying childrens health and development and will form the basis of child health guidance, interventions, and policy for generations to come.<br />
The National Childrens Study is led by a consortium of federal partners: the U.S. Department of Health and Human Services (including the Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development and the National Institute of Environmental Health Sciences of the National Institutes of Health and the Centers for Disease Control and Prevention), and the U.S. Environmental Protection Agency.</blockquote>
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Geistesverwandte
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2009-07-09T06:24:00Z
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"Lehren" des Schweizerischen Nationalfonds aus Sesam
http://sesam.twoday.net/stories/5810719/
Der SNF <a href="http://www.snf.ch/D/NewsPool/Seiten/news_090703_sesam.aspx">teilte am 3. Juli mit</a>:
<blockquote>Der Schweizerischen Nationalfonds (SNF) hat im Rahmen seines nun verabschiedeten <a href="http://www.snf.ch/SiteCollectionDocuments/Web-News/news_090703_sesam_d.pdf">Berichts Lesson learned (.pdf)</a> die Lehren aus dem im Januar erfolgten Abbruch des Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) SESAM gezogen. Er formuliert darin die aus den gemachten Erfahrungen gezogenen Schlüsse und Erkenntnisse für vergleichbare künftige Grossprojekte. Insbesondere an die vorangehenden Machbarkeitsstudien will der SNF noch umfassendere Anforderungen stellen.</blockquote>
Als Ursachen für das Scheitern nennt die Medienmitteilung:
<blockquote>1. zu optimistische Annahmen bezüglich der Teilnahme von werdenden Müttern an der Kernstudie<br />
2. Unklarheiten bei rechtlichen Zuständigkeiten sowie aufwändiges Ethikverfahren in Basel und anderen Kantonen<br />
3. anhaltende öffentliche Kritik am NFS, insbesondere durch Interessengruppen</blockquote>
Punkt 1 geht auf die Kappe der Sesam-Leitung und der Expertengremien im und um den SNF. Gegen den im zweiten Punkt formulierten Vorwurf, die Ethikkommission sei mitschuld, verwahrte sich deren Präsident Hans Kummer mit einer ausführlichen <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5473814/">Begründung bereits im Januar in der NZZ</a>. Und dass Punkt 3 als offizieller Grund für das Scheitern genannt wird, verweist implizit auf die in 3.6 von "Lesson learned" artikulierte Kritik an den Verantwortlichen in SNF und Sesam:
<blockquote>(...) Wichtig erscheint aber,dass der Umgang mit öffentlicher Kritik "Chefsache" ist, d.h. vom SNF ohne Verzug auf verantwortlicher Ebene ernst genommen werden muss, sobald sie auftaucht. Der SNF hat eine wichtige Funktion als Verteidiger von seriöser wissenschaftlicher Forschung wahrzunehmen, die er auch angemessen kommunizieren muss. Um zeit- und sachgerecht reagieren zu können, braucht er die dazu nötige Kommunikationskompetenz und ein angemessenes Monitoring, besonders im Fall der Orientierten Forschung. (...)</blockquote>
Es wird also im Bericht zwar zugegeben, dass die Unfähigkeit der Verantwortlichen, mit öffentlich artikulierter Skepsis gegenüber Sesam umzugehen, Mitschuld trägt an dessen Scheitern. Aber trotzdem schiebt das Communiqué zu "Lesson learned" jenen, die ihre Skepsis artikulierten, die Schuld in die Schuhe. Sachlich richtig wäre, unter 3. zu schreiben: "fehlende Kommunikationskompetenz und mangelndes Monitoring bei SNF und Sesam". Dann wären aber am Ende SNF und Sesam ganz allein am Debakel schuld, denn das Argument der Verzögerung durch die Ethikkommission(en) (Punkt 2) darf wohl als Scheinargument bezeichnet werden (siehe <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5473814/">Hans Kummers Argumentarium</a>). Inhaltlich äussert sich der SNF übrigens mit keiner Silbe zur "anhaltenden Kritik".
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Politikreaktionen
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2009-07-08T09:20:00Z
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Geht Margraf doch nicht nach Bochum?
http://sesam.twoday.net/stories/5757983/
Jürgen Margraf habe sich noch nicht endgültig festgelegt, <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5753751/">ob er tatsächlich nach Bochum wechsle</a>, schreibt heute die Basler Zeitung baz. Die <a href="http://www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2009/msg00176.htm">Meldung der dortigen Uni</a> sei wohl etwas vorschnell ins Netz gestellt worden, sagte Margraf dem Blatt. Offenbar ist es so, dass zwar die Humboldt-Stiftung ihm <a href="http://www.humboldt-foundation.de/web/1085188.html">ihren Forschungspreis zugesprochen</a> hat, aber er und Bochum jetzt erst in Berufungsverhandlungen miteinander treten, deren Ausgang im Prinzip noch offen ist. Die baz schreibt, für Margraf sei auch ein Verbleib in Basel "durchaus im Bereich des Möglichen". Bis in vier Wochen will Margraf sich laut baz entschieden haben.
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Margraf
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2009-06-12T07:49:00Z
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Jürgen Margraf und Sylvia Schneider wechseln nach Bochum
http://sesam.twoday.net/stories/5753751/
Die Ruhr Uni Bochum <a href="http://www.pm.rub.de/pm2009/msg00176.htm">teilt heute mit</a>:<br />
<cite>Zum Sommersemester 2010 wird Prof. Dr. Jürgen Margraf, international renommierter Spezialist für Angst- und Panikstörungen, als Humboldt-Professor den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie übernehmen. Der Träger des internationalen Forschungspreises der Alexander von Humboldt-Stiftung, der zurzeit in Basel arbeitet, wird mit fünf Millionen Euro für fünf Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Förderung soll dazu verwendet werden, ein Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit an der RUB aufzubauen. Mit Prof. Margraf kommt auch seine Frau, Prof. Dr. Sylvia Schneider, nach Bochum. Sie ist Spezialistin auf dem Gebiet der Kinderpsychologie. Wir sind glücklich und stolz über die Entscheidung der Humboldt-Stiftung, sagte Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler. Sie bestätigt uns erneut, dass die Ruhr-Universität den Nährboden für internationale Spitzenforschung bietet.</cite>
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Margraf
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2009-06-10T13:20:00Z
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"Am Tisch mit ..." 45 Minuten Interview mit Jürgen Margraf
http://sesam.twoday.net/stories/5573635/
HR2 brachte am 24.10.08 in längeres Gespräch mit Jürgen Margraf in der Sendung "Doppel-Kopf". <a href="http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=22564&key=standard_podcasting_hr2_doppelkopf&mediakey=podcast/hr2_doppelkopf/am_tisch_mit_juergen_margraf___sesam-forscher_&type=a" target="_blank">Hier ist sie online zu hören</A>. Hier ist <a href="http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/hr2_doppelkopf/am_tisch_mit_juergen_margraf___sesam-forscher_.mp3" target="_blank">das File zum Download</a> (rechte Maustaste -> "speichern unter...").
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Margraf
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2009-03-10T21:25:00Z
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Sesam in SNF Dokument: Ethikprüfung hat verzögert
http://sesam.twoday.net/stories/5520314/
Im vor wenigen Tagen erschienenen "<a href="http://www.snf.ch/SiteCollectionDocuments/nccr_guide_09.pdf" target="_blank">Guide 2009</a>" des Schweizerischen Nationalfonds SNF, in dem alle nationalen Forschungsschwerpunkte kurz vorgestellt werden, steht auf Seite 81, im Teil über Sesam:<small><blockquote>Due to the low recruitment rate, the recruitment for the sesam core-study was stopped in March 2009, while individual studies that recruit individuals independent of the core-study are still ongoing. Therefore, the NCCR sesam in its originally designed form will be finished after the first funding period in 2009. The ongoing individual focus on research topics such as the impact of family socialisation factors on child development, the psychobiological programming of stress response, the psychobiological consequences of mental health during pregnancy, maternal sensitivity and amygdala functioning, the postnatal programming of human mesolimbic dopaminergic function, family functioning as well as the relationship between fetal heart rate variability and psychosocial development of children. In ongoing prestudies, new methods (e.g., digital diaries, specific questionnaires, translated questionnaires or methods for the collection of biological samples) that have been developed for the application within the core study are evaluated. <b>It has to be mentioned that due to the long and complicated process of ethical evaluation, the start of the recruitment within the whole NCCR was markably delayed.</b></blockquote></small>Zur Aussage im letzten Satz ("... long and complicated ...") schrieb Hans Kummer, zur fraglichen Zeit Präsident der Ethikkommission beider Basel (EKBB), in einem <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5473814/" target="_blank">Artikel in der NZZ vom 16.1.2009</a>:<small><blockquote>Die Sesam-Leitung sieht in einer umständlichen, wenig kooperativen Handlungsweise der kantonalen Ethikkommissionen, im Besonderen der EKBB, einen «fundamentalen» Grund des Misserfolges der Studie. Diese Einschätzung muss in aller Form zurückgewiesen werden: Die Studienleitung von Sesam benötigte fast 20 Monate nach der Freigabe durch den SNF, bis sie die Studie der EKBB einreichte. Im Vergleich dazu konnte das Projekt trotz erheblicher Korrekturbedürftigkeit in weniger als 6 Monaten nach der Einreichung mit wenigen Auflagen freigegeben werden. Von dieser Zeit beanspruchte die Sesam-Leitung erst noch mehr als die Hälfte für ihre Antworten. Die Studie war zweifellos von Anfang an äusserst anspruchsvoll konzipiert und schwierig zu verwirklichen. Sie ist aber letztlich gescheitert an einer mangelhaften Planung (Rekrutierung am falschen Ort, zu grosse Anforderungen an die Studienteilnehmerinnen) und einer primär negativen und von Misstrauen geprägten Einstellung der Studienleitung gegenüber der ethischen Prüfung. Diese Einstellung entbehrt jeglicher Grundlage. (...) Voraussetzung für einen guten Ablauf der ethischen Begutachtung eines Forschungsprojektes ist allerdings, dass sich Studienleiter und Ethikkommission ohne negative Vorurteile mit gegenseitigem Respekt und Vertrauen begegnen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können schmerzhafte und teure Fehlentwicklungen wie hier künftig vermieden werden.</blockquote></small>
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Diskussion
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2009-02-16T16:13:00Z
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Leserbrief Silvia Schneider & Jürgen Margraf in der NZZ vom 27.1.09
http://sesam.twoday.net/stories/5473824/
<b>Seriöses Verfahren</b><br />
Prof. Hans Kummer erweckt in <a href="http://sesam.twoday.net/stories/5473814/">seinem Artikel vom 16.1.09</a> den Eindruck, der Schweizerische Nationalfonds (SNF) sei bei der Begutachtung des Nationalen Forschungsschwerpunktes «Sesam» unüblich oder gar unseriös vorgegangen. Tatsächlich trifft das Gegenteil zu. Entsprechend den Richtlinien des SNF erfolgte eine umfassende internationale Begutachtung, die bei Nationalen Forschungsschwerpunkten sogar ein mehrstufiges Verfahren mit verschiedenen Gutachtern von hoher internationaler Reputation umfasst. Bei allen SNF-Forschungsprojekten erfolgt eine allfällige ethische Begutachtung im Anschluss an die Bewilligung. Dies entspricht den Gepflogenheiten der internationalen Forschungsförderung. Es befremdet, dass der ehemalige Vorsitzende einer Ethikkommission diese Sachverhalte hier irreführend darstellt. Auf die weiteren tendenziösen beziehungsweise falschen Darstellungen im erwähnten Artikel wie etwa die skandalöse Unterstellung, die «Sesam»-Leitung habe die ethische Begutachtung des «Sesam»-Projektes umgehen wollen möchten wir an dieser Stelle nicht eintreten.<br />
Prof. Dr. Silvia Schneider und Prof. Dr. Jürgen Margraf Universität Basel, Nationaler Forschungsschwerpunkt «Sesam»
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Margraf
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2009-01-27T09:03:00Z
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Nachtrag: Hans Kummer über Gründe für Scheitern
http://sesam.twoday.net/stories/5473814/
Neue Zürcher Zeitung am 16. Januar 2009:<br />
<b>Zu Unrecht der ethischen Prüfung misstraut - Woran der ehrgeizige Nationale Forschungsschwerpunkt «Sesam» gescheitert ist</b><br />
<br />
Von Hans Kummer *<br />
<br />
<i>Im März vor einem Jahr ist die hochdotierte Kernstudie des Nationalen Forschungsschwerpunkts «Sesam» eingestellt worden. Zurzeit wird aufgearbeitet, woran das Forschungsprojekt zur Ergründung psychischer Krankheiten gescheitert ist (siehe Kasten). Zum Teil wird der Ethikkommission eine Mitschuld gegeben. Hier erläutert der damals zuständige Präsident der Ethikkommission, woran die Studienorganisation aus seiner Sicht krankte.</i><br />
<br />
Die «Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health» (Sesam) hat wegen ihrer Grösse, ihrer Kosten, der mit ihr verbundenen ethischen Fragen und letztlich auch wegen des plötzlichen Abbruchs zu vielfältigen Diskussionen geführt. Die Frage nach der Schuld für das Scheitern dieses Forschungsprojektes ist in letzter Zeit thematisiert worden. Dabei wurden wiederholt die kantonalen Forschungsethik-Kommissionen in den Vordergrund gerückt.<br />
<br />
Lob und Kritik von Anfang an<br />
<br />
Bei Sesam war der Einschluss von 3000 schwangeren Frauen und ihren Ungeborenen in der 12. bis 14. Schwangerschaftswoche zusammen mit ihren Partnern und den Eltern des Paares geplant. Die Studiendauer war auf 20 Jahre angelegt. Neben umfangreichen Laboranalysen, Fragebögen, Interviews und Beobachtungen waren auch genetische Studien vorgesehen. Die Erwartungen an die Sesam-Studie waren von Beginn weg sehr hoch («Schatz von nationaler Bedeutung», «Forschung von höchster Qualität»). Die Studie wurde aber bereits in der Anfangsphase von Fachvertretern scharf kritisiert. Die ethische Kritik richtete sich vornehmlich gegen den Einbezug von Kindern in eine jahrelange, fremdnützige Studie (also eine Studie, die den teilnehmenden Kindern direkt keinen Nutzen bringt) mit vorgeburtlichen Untersuchungen und genetischen Analysen bei Neugeborenen.<br />
<br />
Die Sesam-Studie wurde im März 2005 von Bundesrat Pascal Couchepin als Nationaler Forschungsschwerpunkt bewilligt mit einem finanziellen Rahmen von 10,2 Millionen Franken für die erste Projektphase von vier Jahren und ergänzt durch weitere Millionen von der Universität Basel, der Firma Roche AG und von Stiftungen. Diese Bewilligungen erfolgten ohne vorherige Begutachtung und Freigabe durch die zuständige Ethikkommission, und dies trotz der absehbaren ethischen Brisanz der Forschungsinhalte. Die Sesam-Kernstudie wurde nämlich erst beinahe 20 Monate später der Ethikkommission beider Basel (EKBB) zur Beurteilung vorgelegt. Die Studienleitung äusserte Zweifel an der Zuständigkeit der EKBB für die Beurteilung ihrer Studie und versuchte, die Nationale Ethikkommission einzuschalten, obschon die Beurteilung von Einzelprojekten nicht zu deren Aufgaben gehört.<br />
<br />
Weitere Versuche, die EKBB zu umgehen, erfolgten auf der politischen Ebene. Schliesslich wurden im Sommer 2006 der EKBB sogenannte «Vorstudien» unterbreitet, deren Realisierung nur dann sinnvoll gewesen wäre, wenn Sicherheit bestanden hätte, dass anschliessend die Kernstudie zur Durchführung gelangen würde. Diese Voraussetzung war zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllt, und deshalb lehnte die EKBB diese Gesuche ab und beharrte auf der Einsicht in die Kernstudie. Entgegen wiederholten Behauptungen wurde der EKBB nie eine «Pilotstudie» unterbreitet, in der die gewählten Verfahren (inklusive Rekrutierungsprozedere) an einer kleinen Gruppe repräsentativ ausgewählter Personen hätten geprüft werden können. Eine solche Pilotstudie wäre bei der EKBB auf offene Ohren gestossen und hätte die später in aller Härte zutage getretenen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung offengelegt.<br />
<br />
Am 31. Oktober 2006, anderthalb Jahre nach Bewilligung durch den Bundesrat, wurde die Sesam- Kernstudie schliesslich eingereicht. Die EKBB stellte darin zum Teil gravierende Mängel fest. In der Folge entwickelte sich jedoch eine gute Zusammenarbeit zwischen der Sesam-Leitung und der EKBB. Am 19. März 2007 konnte die Sesam-Studie mit sieben Auflagen freigegeben werden. Die weitaus wichtigste Auflage war der geforderte Verzicht auf die genetischen Analysen bei Neugeborenen mit Aufschub bis zur Erlangung der Urteilsfähigkeit. Nicht betroffen von dieser Einschränkung waren die urteilsfähigen Studienteilnehmer. Am 24. Juli 2007 waren alle Auflagen erfüllt, und dem Studienbeginn stand aus der Sicht der EKBB nichts mehr im Wege.<br />
<br />
Schwierigkeiten bei der Rekrutierung<br />
<br />
Rekrutiert wurde in Polikliniken der öffentlichen Spitäler in Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Die Rekrutierung stiess von Beginn weg auf grosse Schwierigkeiten. Die anspruchsvollen Fragenkataloge verlangten von den werdenden Müttern gute deutsche oder französische Sprachkenntnisse. Die öffentlichen Polikliniken für Gynäkologie/Geburtshilfe werden aber vorwiegend von fremdsprachigen Frauen aufgesucht, während die meisten Schweizerinnen die Schwangerschaft von ihrem privaten Frauenarzt überwachen lassen und erst kurz vor dem Geburtstermin das Spital aufsuchen, lang nach dem Ende der Rekrutierungsphase. Diese Schwierigkeiten wären in einer Pilotstudie festgestellt worden und hätten durch den Einbezug der frei praktizierenden Frauenärzte weitgehend verhindert werden können.<br />
<br />
Die schlechte Rekrutierung hatte aber wie die Befragung der ablehnenden Mütter zeigte noch andere Gründe: Vielen Müttern war der in der Tat aussergewöhnliche Aufwand zu gross und die Studiendauer von 20 Jahren zu lang. Es wurden auch Bedenken laut, ein ungeborenes Kind in eine mehrjährige Studie einzuschliessen, ohne abschätzen zu können, wie sich das Kind später dazu einstellen würde und ob diese lange Begleitung mit Interviews und Beobachtungen nicht doch negative Folgen haben könnte. Keinen Einfluss hatten offenbar die kritischen Medienberichte, denn laut der Studienleitung hatte die Mehrzahl der Schwangeren vom Projekt Sesam vorher noch nie etwas gehört. Nachdem sich bis März 2008 anstelle der erwarteten 300 nur gerade 17 werdende Mütter für eine Teilnahme entschieden hatten, wurde das Projekt abgebrochen. Ein Schritt, der ausser mit einer sehr verständlichen Enttäuschung der Studienleiter auch mit einer grossen finanziellen Einbusse verbunden war.<br />
<br />
Schuldzuweisung an Ethikkommission<br />
<br />
Die Sesam-Leitung sieht in einer umständlichen, wenig kooperativen Handlungsweise der kan-tonalen Ethikkommissionen, im Besonderen der EKBB, einen «fundamentalen» Grund des Misserfolges der Studie. Diese Einschätzung muss in aller Form zurückgewiesen werden: Die Studienleitung von Sesam benötigte fast 20 Monate nach der Freigabe durch den SNF, bis sie die Studie der EKBB einreichte. Im Vergleich dazu konnte das Projekt trotz erheblicher Korrekturbedürftigkeit in weniger als 6 Monaten nach der Einreichung mit wenigen Auflagen freigegeben werden. Von dieser Zeit beanspruchte die Sesam-Leitung erst noch mehr als die Hälfte für ihre Antworten.<br />
<br />
Die Studie war zweifellos von Anfang an äusserst anspruchsvoll konzipiert und schwierig zu verwirklichen. Sie ist aber letztlich gescheitert an einer mangelhaften Planung (Rekrutierung am falschen Ort, zu grosse Anforderungen an die Studienteilnehmerinnen) und einer primär negativen und von Misstrauen geprägten Einstellung der Studienleitung gegenüber der ethischen Prüfung. Diese Einstellung entbehrt jeglicher Grundlage. Die kantonalen Regierungen sind besorgt, nur sorgfältig ausgewählte und fachlich einwandfrei qualifizierte Vertreter aller Sparten der Medizin, der Psychologie, der Pflege, der Jurisprudenz, der professionellen Ethik und der Laien in die Kommissionen zu wählen. Die Mitglieder sind zudem unabhängig von Sponsoren, politischen Einflüssen und von der Akademie. Sie sind auch vertraut mit den lokalen Verhältnissen der Forschung. Sie bieten Gewähr für eine korrekte und gerechte Bewältigung ihrer Aufgabe, wie die Erfahrung der vergangenen Jahre bestätigt.<br />
<br />
Voraussetzung für einen guten Ablauf der ethischen Begutachtung eines Forschungsprojektes ist allerdings, dass sich Studienleiter und Ethikkommission ohne negative Vorurteile mit gegenseitigem Respekt und Vertrauen begegnen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können schmerzhafte und teure Fehlentwicklungen wie hier künftig vermieden werden.<br />
<br />
* Der Autor, Prof. Dr. med., war Präsident der Ethikkommission beider Basel (EKBB) von 2000 bis Juli 2007.<br />
<br />
<small><blockquote>Weiteres Vorgehen ist noch offen<br />
Hofmann M. (hof)<br />
<br />
hof. Es war ein Forschungsprojekt, das über die Landesgrenzen hinaus allein wegen seiner Grösse Aufmerksamkeit erlangte. Während 20 Jahren sollten 3000 Kinder, ihre Eltern und Grosseltern kontinuierlich untersucht werden, um Erkenntnisse über ihre psychische Verfassung zu erlangen. Im Jahr 2005 wurde die «Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health» (Sesam) als Nationaler Forschungsschwerpunkt vom Bundesrat bewilligt. Am 13. März 2008 dann beantragte das Leitungsgremium von Sesam, das an der Universität Basel beheimatet ist, den Abbruch der Kernstudie. Es hatten sich zu wenige Frauen als Teilnehmerinnen gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren für das Projekt 8,3 Millionen der bis dann bewilligten 22,4 Millionen Franken aufgebraucht.<br />
<br />
In seiner Antwort auf eine Interpellation der grünen Nationalrätin Maya Graf (Basel-Landschaft) gibt der Bundesrat implizit der Ethikkommission beider Basel, die die Studie begutachtete, Mitschuld am Scheitern von Sesam. Die ethische Prüfung habe die Studie verzögert, so dass keine Pilotstudie durchgeführt werden konnte. Der damalige Präsident der Forschungsethik-Kommission widerspricht im nebenstehendem Artikel dieser Darstellung.<br />
<br />
Im Laufe der nächsten zwei Wochen wird das Eidgenössische Departement des Innern über den weiteren Verlauf der Studie entscheiden. Ein Antrag des Schweizerischen Nationalfonds wird in den kommenden Tagen vorgelegt. So ist man etwa darum bemüht, Teilstudien von Sesam trotz der Einstellung der Hauptstudie weiterführen zu können.</blockquote></small>
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Ethik
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2009-01-27T08:56:00Z
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Abbruch Sesam formell beschlossen
http://sesam.twoday.net/stories/5463897/
Das <a href="http://www.news.admin.ch/message/?lang=de&msg-id=24973" target="_blank">>Eidgenössische Departement des Inneren teilt mit</a>:<br />
Bern, 22.01.2009 - Auf Antrag des Schweizerischen Nationalfonds SNF hat das Eidgenössische Departement des Innern am 19. Januar entschieden, den Nationalen Forschungsschwerpunkt ,Schweizerische ätiologische Studie zur psychischen Gesundheit" SESAM formell auf den 30. September 2009 abzubrechen. Für den ordnungsgemässen Abschluss hat das EDI zudem eine einjährige Auslaufphase genehmigt. Hauptgrund für den Abbruchentscheid ist, dass die für die geplante Kernstudie notwendige Anzahl von 3'000 Probanden nicht rekrutiert werden konnte. In der Auslaufphase können im Rahmen von SESAM begonnene wissenschaftliche Arbeiten, die nicht unmittelbar von der Kernstudie abhängig sind, abgeschlossen und deren Ergebnisse gesichert und publiziert werden.
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Politikreaktionen
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2009-01-22T13:35:00Z
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Jürgen Margraf bei HR2-Kultur
http://sesam.twoday.net/stories/5254683/
<a href="http://www.google.ch/search?hl=de&q=Regina+Oehler">Regina Oheler</a> interviewt Jürgen Margraf für <a href="http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=9108&key=standard_document_20803526">die Sendung "Doppelkopf" des Kulturprogramms des Hessischen Rundfunks</a>:<small><blockquote>Wie kommt es, dass manche Menschen in schwierigen Lebenssituationen zusammenbrechen und psychisch krank werden, während andere ungeahnte Kräfte mobilisieren können? Wovon hängt seelische Gesundheit ab? Das ist eines der großen Forschungsthemen von Jürgen Margraf. <br />
Er lehrt an der Universität Basel Psychologie. International bekannt wurde er, als er eine maßgeschneiderte Therapie gegen Panikattacken entwickelte, die sich als außerordentlich erfolgreich erwies. Im Gespräch mit Regina Oehler erzählt Professor Margraf auch von seiner nordhessischen Kindheit, seiner Entdeckung der Psychologie in Brüssel und von seinem ganz persönlichen Rezept für seelische Gesundheit.</blockquote></small>Zu hören am 24.10.08 auf hr2.
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Medienbeobachtung
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2008-10-14T09:34:00Z
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BaZ vom 12.6.08: Falsch eingeschätzt. Ethikkommission reagiert auf Kritik.
http://sesam.twoday.net/stories/5013152/
SESAM. Eine «dramatische Fehleinschätzung» und «ungenügende Projektplanung» habe zum Scheitern des Nationalen Forschungsschwerpunkts «sesam» geführt. Mit dieser Analyse schliesst die Ethikkommission beider Basel (EKBB) ihre Stellungsnahme zuhanden des Bundesrats. Dieser hatte in seiner <a href="http://www.parlament.ch/D/cv-geschaefte?gesch_id=20083225" target="_blank">Antwort auf eine Interpellation von Nationalrätin Maya Graf</a> Ende Mai der Kommission eine Mitschuld am «sesam»-Fiasko unterstellt. Dagegen verweisen André Perruchoud, EKBB-Präsident, und dessen Vorgänger Hans Kummer auf zahlreiche Versäumnisse der «sesam»-Leitung. «Verhängnisvoll wirkte sich der unverständlich grosse Zeit- und Geldverlust bis zur Einleitung der ethischen Prüfung aus», heisst es. Negativ habe sich auch der Verzicht auf eine Machbarkeitsstudie ausgewirkt. Die Beurteilung der Vorstudien wurde hingegen zurückgestellt, da es sich hier um ein «ethisch heikles» Vorgehen gehandelt habe, das nicht unabhängig von der Bewilligung der Kernstudie in Angriff genommen werden sollte. Die EKBB verwahrt sich gegen die Darstellung, die Kernstudie sei erst nach einem zweijährigen Bewilligungsprozess freigegeben worden, benötigte man doch für diese «sehr schweirige Aufgabe» nur 118 Tage. och
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Medienbeobachtung
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2008-06-12T12:55:00Z
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BaZ vom 29.5.08: Bundesrat kritisiert Ethikkommission
http://sesam.twoday.net/stories/4960547/
Nachspiel zum Sesam-«Fiasko»<br />
Markus Kocher<br />
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Der Bundesrat unterstellt in seiner Antwort auf eine Interpellation von Nationalrätin Maya Graf der Ethikkommission eine Mitschuld am Scheitern des Forschungsprojekts Sesam.<br />
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Drei Jahre dauerte das Spektakel um den nationalen Forschungsschwerpunkt Sesam. Die Studie, die über einen Zeitraum von 20 Jahren 3'000 Kinder mit ihren Familien begleiten wollte, galt als Aushängeschild der schweizerischen Forschungslandschaft. Gleichzeitig stand sie von Anfang an auch in der Kritik und unter scharfer Beobachtung. Im März 2008, rund drei Jahre, nachdem der Nationalfonds das Projekt bewilligt hatte, gab die Projektleitung den Abbruch der Kernstudie bekannt: Es hatten sich viel zu wenig Frauen für eine Teilnahme gemeldet.<br />
<br />
Die Baselbieter Nationalrätin Maya Graf wollte vom Bundesrat in einer Interpellation «einige Fragen zur Verantwortlichkeit des Fiaskos» geklärt haben. Insbesondere sei nicht einzusehen, warum in Vorstudien die praktische Durchführbarkeit nicht getestet worden sei. Rund die Hälfte der für das Projekt bewilligten 20 Millionen Franken sei bereits geflossen, ohne dass es zu einem Resultat gekommen sei. «Der Schweizerische Nationalfonds verliert 10,2 Millionen Franken, ohne dass ein Resultat vorliegt».<br />
Der Bundesrat hält in seiner Antwort fest, dass die geplante Pilotstudie zurückgestellt werden musste, weil die Ethikkommission Pilot- und Kernstudie nur als Ganzes beurteilen wollte. Mit anderen Worten: Die Pilotstudie konnte nicht bewilligt werden, bevor nicht auch die Kernstudie zur Begutachtung vorlag. Das langwierige Prozedere führte dazu, dass das Projekt erst nach Ablauf von zwei Jahren in Angriff genommen werden konnte - zu spät. Der Bundesrat sieht einen Teil der Verantwortung für das Scheitern bei der Ethikkommission, wenn er schreibt: «Die Verzögerung führte dazu, dass Sesam ohne Pilotstudie mit der eigentlichen Rekrutierung der Probanden beginnen musste.»<br />
<br />
Die Darstellung des Bundesrats widerspricht in Teilen dem, was die Ethikkommission schon früher bemängelt hatte: Die Verzögerungen seien bei der Sesam-Leitung entstanden; diese hätte eine Einsicht in die von der Kommission geforderten Unterlagen jeweils erst sehr spät ermöglicht. Die ethische Beurteilung sei dann innert weniger Wochen erfolgt. Ausserdem sei (im Unterschied zur Pilotstudie) nie eine Vorstudie geplant gewesen.<br />
<br />
«Unbefriedigend». Die Antort des Bundesrates sei «unbefriedigend» und lasse viele Fragen offen, sagt Maya Graf gegenüber der baz. Sie kritisiert, dass die Schuld am Scheitern der Studie mehrheitlich auf die Arbeit der Ethikkommission geschoben wird. Das Vorgehen der verantwortlichen Stellen, des Nationalfonds und des Leitungsgremiums von Sesam, bleibe ausgeklammert. Hätte man nicht von Anfang an versucht, sich bei ethischen Fragen um die Verantwortlichkeit zu drücken, hätte es wohl keine derartigen Verzögerungen gegeben, glaubt Graf. Ausserdem ist es ihr unbegreiflich, warum man nicht schon im Vorfeld die nötigsten Abklärungen darüber getroffen habe, ob überhaupt genügend Mütter für eine solche Studie in Frage gekommen wären.
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Medienbeobachtung
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2008-05-29T07:29:00Z
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Antwort des Bundesrates vom 21.5.08 auf die Interpellation Maya Graf vom 20.3.08
http://sesam.twoday.net/stories/4954605/
<a href="http://www.parlament.ch/D/Suche/Seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20083225">08.3225 - Interpellation</a><br />
Nationaler Forschungsschwerpunkt SESAM. Wer trägt die Verantwortung? <br />
<br />
Eingereicht von: Graf Maya <br />
Einreichungsdatum: 20.03.2008 <br />
Eingereicht im: Nationalrat <br />
Stand der Beratung: Im Plenum noch nicht behandelt<br />
<br />
Antwort des Bundesrates vom 21.05.2008<br />
<br />
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist gemäss den allgemeinen Zuständigkeiten (Art. 8c Forschungsverordnung, SR 420.11) betreffend Auswahl- und Entscheidverfahren der Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) für die Beurteilung der wissenschaftlichen Aspekte zuständig. Er stützt sich dabei auf ausgewiesene ausländische Expertenpanels ab. Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) ist demgegenüber für die forschungs- und hochschulpolitische Beurteilung zuständig und holt diesbezüglich auch die Stellungnahme des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates (SWTR) ein. Das SBF unterbreitet schliesslich dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) einen begründeten Antrag zum Entscheid. Dieses Verfahren wurde im März 2005 mit dem Entscheid des EDI zur Lancierung des NFS SESAM abgeschlossen.<br />
Vor diesem Hintergrund können die Fragen folgendermassen beantwortet werden:<br />
<br />
2./3. Zuständigkeit bzw. Verantwortlichkeit: Nach Abschluss des erwähnten Entscheidverfahrens oblag es dem Leitungsgremium des NFS SESAM gemäss Vertrag mit dem SNF, sämtliche zur Durchführung der Projekte notwendigen Bewilligungen einzuholen. Wie der Bundesrat in seiner Antwort auf die Interpellation Graf (05.3684 "Nationaler Forschungsschwerpunkt SESAM") ausgeführt hat, haben auch die Genehmigungsinstanzen entsprechende rechtliche Abklärungen vorgenommen. Am 25. Juli 2007 wurde dieser Prozess mit der Freigabe der (Kern-) Studie durch die Ethikkommission beider Basel (EKBB) abgeschlossen, und es konnte mit der Rekrutierung von Studienteilnehmerinnen begonnen werden. Die Leitung des NFS SESAM musste dann im März 2008 feststellen, dass das mit dem SNF vereinbarte Ziel betreffend Anzahl Studienteilnehmerinnen nicht mehr in der vorgegebenen Frist erreicht werden konnte, und hat am 13. März 2008 beim SNF den Abbruch der Kernstudie beantragt. Gestützt auf Artikel 8g der Forschungsverordnung (Abbruch von Nationalen Forschungsschwerpunkten) prüft der SNF zurzeit die Sachlage und wird voraussichtlich im Sommer 2008 beim EDI diesbezüglich einen Antrag stellen.<br />
Beim NFS SESAM müssen zwei Sachlagen unterschieden werden: einerseits die Beurteilung des Forschungsvorhabens unter ethischen Kriterien und andererseits die rein wissenschaftliche Vorgabe betreffend die notwendige Anzahl Probanden. Wie dargelegt, ist die Kernstudie (entsprechend den Kriterien der Ethikkommission) mit geringfügigen Anpassungen genehmigt worden. Dass heute die notwendige Anzahl Probanden nicht zur Verfügung steht, stellt eine andere Sachlage dar, tangiert aber keineswegs die von den Experten bestätigte wissenschaftliche Qualität des Vorhabens. Dies kommt bei Forschungsprojekten mit Kohorten oft vor, sowohl bei öffentlich wie auch bei privat finanzierten Vorhaben.<br />
<br />
4. Pilotstudie: Wie dies bei jeder derartigen Studie der Fall ist, hatte auch der NFS SESAM eine Pilotstudie geplant. Die Ethikkommission beider Basel EKBB verlangte von SESAM jedoch den Verzicht auf die vorgesehene Etappierung in Pilot- und Hauptstudie, verknüpft mit der Auflage, die Kernstudie als Ganzes zur Beurteilung nach ethischen Kriterien einzureichen. Angesichts der Kritik verschiedener Kreise an SESAM wäre es aus politischen Gründen undenkbar gewesen, Rekrutierungstests mit Müttern ohne vorangehende Beurteilung durch eine Ethikkommission durchzuführen. Zudem wären solche Versuche ohne Kenntnisse der genauen Auflagen wenig aussagekräftig gewesen. Die Kernstudie als Ganzes wurde in der Folge am 25. Juli 2007 nach einem fast zweijährigen Bewilligungsprozess frei gegeben. Diese Verzögerung und die Verbindung der beiden Stufen (Pilot- und Hauptstudie) führten schliesslich dazu, dass SESAM ohne Pilot mit der eigentlichen Rekrutierung der Probandinnen beginnen musste.<br />
1./5. Teilstudien und Finanzierung: Genaue Angaben zu den seit dem Start des NFS SESAM bereits gewonnenen Forschungsresultaten und zu den bisher verwendeten Bundesmitteln können zum jetzigen Zeitpunkt ausserhalb des SNF-Reportings nicht gemacht werden. Wie bei allen NFS üblich, wurde aber auch der NFS SESAM entsprechend den etablierten und standardisierten Verfahren beim SNF seit Beginn an jährlich von einem internationalen Expertengremium hinsichtlich der Erfüllung der wissenschaftlichen Ziele beurteilt. Auch musste der NFS SESAM jährlich Rechenschaft über die finanzielle Situation ablegen. Neben der finanziellen Beurteilung (Zwischenbericht) wird auch die Frage betreffend die eventuelle Weiterführung von Teilprojekten Gegenstand der oben erwähnten Abklärungen des SNF sein. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, sie zu Ende zu führen, sofern die Teilstudien durch den Abbruch der Kernstudie nicht betroffen sind.<br />
<br />
6. Schlussfolgerungen / Konsequenzen: Der NFS SESAM wurde 2005 zusammen mit fünf weiteren NFS in einem kompetitiven Verfahren ausgewählt. Die unabhängigen Experten sprachen dem Forschungsvorhaben höchste Qualität auf internationalem Niveau zu. Auch was die Lancierung einer gross angelegten Kohortenstudie in der Schweiz zur Thematik der psychischen Gesundheit anbelangte, beurteilten die Experten die Situation äusserst positiv. Gemäss ihrer Einschätzung war die Schweiz für die Durchführung einer multigenerational angelegten Studie dieses Typs eines der wenigen prädestinierten Länder (zuverlässige Meldeverfahren, Verfügbarkeit pränataler Diagnostik, geringe Bevölkerungsmobilität). Bei allen innovativen Forschungsvorhaben bleibt immer ein Restrisiko, dass unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten. Ob und wie weit das Risiko betreffend die Probandenrekrutierung bei Kohortenstudien über eine konsolidierte Abschätzung (Machbarkeitsprüfung) inskünftig minimiert werden könnte, wird der SNF im Rahmen seiner Abklärungen überprüfen.<br />
<br />
Zuständig: Departement des Innern (EDI)<br />
Erstbehandelnder Rat: Nationalrat<br />
<br />
Mitunterzeichnende: Aeschbacher Ruedi - Amacker-Amann Kathrin - Aubert Josiane - Bänziger Marlies - Fasel Hugo - Genner Ruth - Gilli Yvonne - Girod Bastien - Hodgers Antonio - John-Calame Francine - Lachenmeier-Thüring Anita - Lang Josef - Leuenberger Ueli - Moser Tiana Angelina - Schelbert Louis - Schenker Silvia - Teuscher Franziska - Thorens Goumaz Adèle - Tschümperlin Andy - Vischer Daniel - Weibel Thomas - Widmer Hans - Wyss Brigit (23)
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